Akzeptanz und Resonanz lassen jedoch nicht nur beim DLV zu wünschen übrig – Spitzenathleten laufen lieber „auf eigene Rechnung“ – Nach Langstrecken-WM in Polen nun Bergauf-bergab-EM in Mazedonien
Der internationale Berglauf befindet sich in einer Krise. Dies zeigt sich nicht alleine an den stark gesunkenen Teilnehmerzahlen, sondern auch in der Beteiligung von Spitzenathleten. Die WMRA Youth Challenge im italienischen Lanzane (16. Juni) wurden lediglich von 14 Nationen beschickt, die Masters-Weltmeisterschaften als in der Regel Massenveranstaltung wollten im slowenischen Zelezniki (2. Juni) nur 350 Mastersläufer wahrnehmen, die Langdistanz-Weltmeisterschaften im polnischen Karpacz (24. Juni) nur 150 Athleten – und die nun am Sonntag (1. Juli) im mazedonischen Skopje folgenden Europameisterschaften führen zu allem Ãœbel über eine bei vielen Athleten eher ungeliebten Bergauf-bergab-Distanz. Selbst die sport- und speziell berglaufinteressierte Öffentlichkeit nimmt kaum von diesen im Wochentakt durchgeführten internationalen Titelkämpfen Notiz. Zumal die internationalen Spitzenathleten diese Titelkämpfe weitgehend meiden und dafür lieber auf „eigene Rechnung“ bei gut dotierten Veranstaltungen laufen. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) als einer der größten Fachverbände weltweit nimmt diese Meisterschaften nicht oder eher peripher wahr, der eingesetzte Berglaufwart lässt sich bei allen (!) Veranstaltungen von zumeist wenig kompetenten Repräsentanten vertreten – sicherlich Ausdruck eines geringen Interesses oder mangelnder Perspektive der derzeit verfügbaren Athleten.
Während bei den Masters-Weltmeisterschaften in Zelezniki zumindest Marie-Luise Heilig-Duventäster ihre beeindruckende Erfolgsserie mit nunmehr neun Titeln bei zehn Teilnahmen eindrucksvoll fortsetzen konnte, blieben die deutschen Starter bislang eher im Mittelfeld hängen. Rang sieben gab es bei den Langdistanz- Weltmeisterschaften für den DLV mit Florian Reichert (14.), Sebastian Hallmann (16.) und Johannes Namberger (24.), den Sieg holte sich überraschend Tschechien vor USA und den erfolgsverwöhnten Italienern. In der Einzelwertung gewann der Italiener Alessandro Rambaldini nach 2016 erneut den WM-Titel vor Robert Krupicka (Tschechien) und dem US-Läufer Joseph Gray. Bei den Frauen durfte Österreichs Berglaufchef Helmut Schmuck mit seiner Delegation Sandra Koblmüller (6.), Katharina Zipser (10.) und Karin Freitag 812.) über den Weltmeistertitel mit 28 Punkten vor England (30), Rumänien (31) und Titelverteidiger Italien (42) freuen. Die Einzelwertung gewann überraschend die Engländerin Charlotte Morgan vor der Polin Domenika Stelmach und der Titelverteidigerin Silvia Rampazzo. Deutsche Läuferinnen wurden trotz der internationalen Klasse der von Sieg zu Sieg eilenden Michelle Maier nicht nominiert. Bei der feierlichen Eröffnung gab es für Francesco Puppi einen emotionalen Auftritt, denn der Italiener wurde nach der Doping-Disqualifikation von Petro Mamu (Eritrea) als neuer Weltmeister vor Pascal Egli (Schweiz) und Tayte Pollmann (USA) gebührend geehrt.
Bei den Europameisterschaften in Skopje verzichtet der DLV völlig auf eine Männermannschaft, bei den Frauen sind bis auf die 2016 in Arco als Zehnte platzierte Domenika Mayer mit Regina Högl und Inga Hundeborn zwei Debütantinnen gemeldet. Zwei Junioren und drei Juniorinnen runden die deutsche Delegation ab, die Titelverteidigerin Lisa Oed verzichtet aufgrund des bergauf-bergab führenden Parcours zugunsten der ungleich höher wertigen U20-Weltmeisterschaften in Tampere und Starts über 5000 m und 3000 m Hindernis. Während mit Maude Mathys (Schweiz) die Titelverteidigerin wiederum am Start ist, verzichten mit dem letztjährigen Europameister Xavier Chevrier (Italien) und den Frauen-Medaillengewinnerinnen Sarah Tunstall (Groß-Britannien) und Andrea Mayr (Österreich) weitere Spitzenstars der Szene auf einen Start in der mazedonischen Hauptstadt.