Deutsches Berglaufass gelingt nach Zermatt und Grindelwald nun in Davos den dritten Sieg innerhalb von drei Wochen – Jasmin Nunige gewinnt zum achten Mal den Swissalpine – Starker Auftakt bei der 36. Auflage des hochalpinen Berg- und Trailspektakels in der Landschaft Davos
Als „late entry“ (deshalb auch die hohe Startnummer 588) wurde Benedikt Hoffmann nur von Insidern der Berg- und Trailszene als einer der Favoriten gehandelt, dafür andere wie Stephan Wenk und der Franzose Germain Grangier mit den „Pole Position“-Startnummern 2 und 1 eher für den Sieg gesetzt. Aber auch andere wie der Bulgare Shaban, der Vorjahreszweite Raphael Spenger und der letzte T88-Sieger Bernhard Eggenschwiler standen bei den Veranstaltern hoch im Kurs. „Ich wollte den Sieg“, bekennt der für die TSG Heilbronn startende „Bene“ Hoffmann, der allerdings in Stockach am Bodensee wohnt und die Alpen praktisch vor der Haustür hat. Und er hat sich diesen Sieg wahrlich mit viel Gelassenheit und Routine verdient, übernahm er die Führung in einem überaus spannenden Rennverlauf beim Aufstieg zum Sertigpass und lief das „restliche Rennen“ der 67,6 km langen Strecke mit 2606 Höhenmetern praktisch von der Spitze weg.
Mit 5:46:22 Stunden steigerte Benedikt Hoffmann nicht nur den vom Italiener Ricardo Montani mit 6:12:28 gehaltenen Kursrekord um fast eine halbe Stunde, sondern hatte im Ziel im Sportzentrum Davos einen sechsminütigen Vorsprung auf Stephan Wenk (5:52:21) und weitere sieben Minuten auf Germain Grangier (5:59:36). Und es sollte der erst fünfte Sieg für einen deutschen Berg- und Trailläufer in der inzwischen 36jährigen Historie des Swissalpine sein, zumal die Erfolge von Charly Doll (1988, 1989) und Frank Türk (1997, 1999) liegen schon kalendarisch weit zurück.
„Die letzten zehn Kilometer waren mörderisch“, gestand ein im Ziel ob des Erfolgs überwältigter Benedikt Hoffmann. „Aber ich habe mir immer wieder gesagt: Das lässt du dir nicht mehr nehmen!“ Und so kam es auch. Im Abstieg nach Monstein betrug der Vorsprung gerade einmal kaum mehr als eine Minute auf Stephan Wenk und Germain Grangier. „Hier konnte ich allerdings richtig Gas geben, denn als Ultraläufer musst du auch einmal auf Asphalt richtig schnell laufen können!“ Mit dem Sieg inDavos wusste der 36jährige Lehrer einer Berufsschule am Bodensee die kurze Erfolgsserie mit den Siegen beim Zermatt-Marathon und dem E16-Trail bei Eiger Ultra Trail innerhalb von nur drei Wochen um ein wichtiges Resultat erweitern. „Die Zeit jedoch macht mich baff“, gestand der Sieger des 36. Swissalpine im Ziel. „Vielleicht ist auch das stetige Bergauf- und Bergablaufen, das ein flottes Laufen ermöglicht. Und natürlich die starke Konkurrenz…!“ Und rückt den Sieg beim Swissalpine auf eine besondere Stufe: „Für mich ist der Swissalpine einer der wichtigsten Berg- und Trailläufe Europas!“
Neidlos musste Stephan Wenk die Überlegenheit von Benedikt Hoffmann anerkennen. „Er war heute einfach der Stärkste. Für mich aber auch einer der Favoriten, nicht zuletzt durch seinen starken Lauf in Zermatt, der die drittschnellste Zeit überhaupt darstellt. Ich habe versucht, meinem Körpergefühl zu hören und bin mein Tempo gelaufen. Aber schon beim Anstieg zum Sertig habe ich festgestellt, wie stark Benedikt ist!“ Nach dem Missgeschick im Vorjahr, als er falsch gelaufen war und dennoch auf Rang drei eingelaufen war, jubelte er nun im Ziel über Rang zwei. „Immerhin war ich noch fast dreißig Minuten schneller als im Vorjahr!“
Nach einem vorzeitigen Ausstieg im Vorjahr meldete sich als Frauensiegerin die in Davos lebende Jasmin Nunige mit nunmehr ihrem achten Sieg auf der Swissalpine-Ultradistanz eindrucksvoll zurück. Nach 6:50:36 Stunden war die frühere Skilanglauf-Olympiastarterin im Ziel und war nicht minder überwältigt von ihrem Erfolg, zumal dieser in einer um neun Minuten schnelleren Zeit gegenüber der 2020er Siegerin Marcela Vasinova. Zumal sie nach zwei Fuß-Operationen im September und März erst spät in die Swissalpine-Vorbereitungen einsteigen konnte. „Für mich ist dies ein Sieg nach vielen gesundheitlichen Problemen. Ich gestehe, dass dies ein harter Weg zurück war, deshalb ist dieser Sieg die größte Belohnung für mich!“ Und lobt wie viele der Starter die Strecke: „Die Strecke ist wunderschön, sie zeigt alles, was Davos zu bieten hat. Und das ist viel!“
Noch mit dem Siegerkranz gratulierte die inzwischen 48jährige gut fünfzehn Minuten später der Zweitplatzierten Natascha Baer, die mit 27 Jahren durchaus eine Hoffnungsträgerin der Berg- und Trailszene ist und speziell in Davos als „Kronprinzessin“ gefeiert wird. Und nach ihrem K43-Sieg im Vorjahr exakt das umsetzte, was sie bereits vor Jahresfrist im Ziel versprach, nämlich der Start auf derKönigsdisziplin.
Nach 36 Jahren Swissalpine wird man sich allerdings in Davos im Jahr 2022 unter der Regie des neuenOK-Präsidenten Tarzisius Carviezel an einen neuen Namen gewöhnen müssen, denn das Hochgebirgsspektakel wird dann unter „Davos X-Trails“ firmieren. Und der Nachfolger des Gründungsvaters Andrea Tuffli versprach direkt im Zieleinlauf: „Natürlich werden wir an den vier Läufen K68, K43, K23 und K10 festhalten, denn diese kommen bei den Läufern hervorragend an. Aberes gibt einiges zu optimieren – und vor allem werden wir künftig einen Event-Charakter schaffen, der über die Jahre hinweg schon etwas verloren gegangen ist!“