Einige Überraschungen hatte die 42. Auflage des Hundseck-Berglaufes in Bühlertal parat. Da läuft ein Maximilian von Lippe als Bestätigung einer Serie nach den Rängen drei und zwei zum Sieg mit vier Minuten Vorsprung, startete das langjährige Nationalmannschaftsmitglied Melanie Noll nach einer langen Wettkampfpause eine ungewöhnliche Siegesserie im Zwei-Jahres-Rhythmus und gewinnt nach 2014 und 2016 und auch 2018 und mit der 21-jährigen Inga Hundeborn stellt sich eine starke Straßenläuferin in der Berglaufszene vor und vieles mehr.
Die 42. Auflage des BGV Hunseck-Berglaufs im Luftkurort Bühlertag über 9,5 km und 776 Höhenmetern hatte einige Überraschungen parat.
Ãœberraschung Nr 1: Dreißig Jahre nach seinem ersten deutschen Berglaufmeistertitel in Bühlertal zog Charly Doll wieder einmal an gleicher Stelle das Wettkampftrikot an – und finishte ehrenvoll als Dritter der M60-Masterswertung als 33. der Gesamtwertung (!), Ehefrau Friederike wurde letztlich zum Start nach drei Jahren Wettkampf-Abstinenz überredet und finishte als W60-Erste und 22. overall im Frauenbereich.
Ãœberraschung Nr. 2: Die geraden Jahreszahlen sind scheinbar die Erfolgreichen von Melanie Noll. Nach 2014 und 2016 stand sie nach ihrem gewählten Rückzug überraschend wieder an der Startlinie – und gewann auch 2018. „Ich bin zwar drei Minuten langsamer als bei meinem Sieg 2016, aber es hat gereicht!“ freute sich die Annweilerin im Trikot des TuS 06 Heltersberg. „Mein Mann hatte die Idee, im Teamwettbewerb MTB und Berglauf als Mixedteam zu starten. Es ist ja auch nicht so weit von Zuhause aus hierher, sonst wäre ich nicht gestartet!“ Mit viel Routine hatte sie die Konkurrenz, und diese saß ihr in Person Inga Hundeborn bis zuletzt mächtig im Nacken, am Ende trennten Melanie mit ihrer (in objektiver Weise zugegeben schwächsten) Finalzeit von 51:40 fünfzig Sekunden vor dem Berglauf-Neuling. Bei ihren Siegen 2014 (49:50), 2016 (48:30) und als DM-Dritte 2015 (49:04) war die Leistungsstütze der DLV-Mannschaft bei internationalen Einsätzen ungleich schneller. Doch darauf sollte es keineswegs ankommen, viel wichtiger ist jedenfalls, das Melanie Noll mit Freude an ihre erfolgreiche Wirkungsstätte zurückgehrt ist. Und vielleicht wieder Lust zum Berglaufen gefunden hat…
Ãœberraschung Nr. 3: Das ist der überraschend klare Erfolg für den 30jährigen Maximilian von Lippe. Der Student für Gesundheitsförderung und Prävention aus Schwäbisch Gmünd hat dabei das ungeschriebene Gesetz zu 100 >Prozent umgesetzt: Nach Rang 3 (2016) und Rang 2 (2017) konnte eigentlich nur noch der Sieg folgen. Entsprechend hoch motiviert ging Maximilian das Rennen an – und hatte schon nach gut 500 Metern einen beträchtlichen Vorsprung vor den ersten Verfolgern. „Ich hatte mich beim Kandel-Berglauf mit Bruno Schumi und Roland Golderer für Bühlertal verabredet. Da ich diese aber am Start nicht gesehen hatte, wollte ich auf Nummer sichergehen und bin flott angelaufen!“ Aus dreißig Sekunden wurden letztlich bei einer Siegerzeit von 45:10 Minuten stolze 4:10 Minuten auf Dominik Meier vom TuS Badenweiler und dem stark laufenden M45-Sieger Holger Thoma, für den auf Rang drei 49:47 notiert wurden. Dabei war es für Maximilian nicht einmal seine Bestzeit, die er zum Mehliskopfturm auf 1010 m Höhe benötigte, denn als Vorjahreszweiter war er mit 44:01 deutlich schneller unterwegs. „Ich weiß, dass ich nicht top bin, deshalb gehe ich eben auch häufig an den Start – und habe heute mit der Konkurrenz Glück gehabt“, so der Jung-Mastersläufer, der übrigens schon mit 16 und 17 Jahren in seiner Heimatstadt beim traditionellen 50 km-Ultralauf teilgenommen hatte und nach einem Motivationsloch erst vor vier Jahren wieder zum Laufsport zurückgefunden hat.
Ãœberraschung Nr. 4: Das ist die 21jährige Inga Hundeborn vom Solinger LC. Die Medizinstudentin (mit anstehenden Physikum) ist Mitglied im Laufteam Deutschland von Thomas Dold und den Hahner Twins und hat dort den Zugang zum Berglauf gefunden. Ãœbrigens von keinem Geringeren als vom amtierenden deutschen Berglaufmeister Maximilian Zeus, der ebenfalls die tatkräftige Unterstützung des Laufteam Deutschland genießt. „Ich habe Lust auf Berge und Trails“ gesteht die Studentin, vielleicht auch, weil sie nach einigen massiven Verletzungs- und krankheitsbedingten Rückschlägen nur noch wenig Zukunft auf der Straße sieht, auch wenn sie mit Bestzeiten von 35:02 und 1:15:49 starke Resultate über 10 km und Halbmarathon vorweisen kann. Als Mitglied der ASICS Frontrunners startete sie in Bühlertal mit einem neongelben Renndress – und nahezu jeder fragte unterwegs, wer denn diese schnelle Läuferin im Schlepp von Melanie Noll sei. „Bühlertal ist von meinem Studienort Düsseldorf nächstgelegen, sodass ich mir diesen Lauf als Premiere ausgesucht habe!“ Und wie geht es weiter bei dieser jungen am Berglauf interessierten Läuferin? „Ich weiß es noch nicht, evt. starte ich bei einem der Läufe an der Zugspitze!“ Eines muss man der Inga Hundeborn lassen, Mut und Courage hat sie, mit den Rennen dürfte freilich auch die Erfahrung kommen….
Ãœberraschung Nr. 5: Das ist zweifellos die Frauendritte Nadia Dietz, die sich nach langer Laufabstinenz mit semispezifischen Einheiten und geringen Laufumfängen derzeit wieder an frühere Sphären annähern möchte. „Ich werde mir auf keinen Fall Druck machen und einen Schritt nach dem anderen machen. Weiter möchte ich nicht denken“, so die inzwischen in Rosenheim lebende Freiburgerin. „Mir fehlt natürlich noch die Tempohärte und darf mich nicht mit den Resultaten vergleichen, die ich hier bereits erzielt habe. Wichtig ist für mich: Es hat mir viel Spaß gemacht!“
Mit 253 Finishern gab es bei der 42. Auflage des Traditionslaufes in Bühlertal einen guten Aufschwung gegenüber dem Minusrekord aus dem Vorjahr von gerade einmal 200 Läufern. „Wir haben natürlich mit dem Wetter Glück gehabt“, so Ralf Fischer aus dem Organisationsteam. Dazu gehört allerdings auch eine Riesenportion Herzblut, das man beim TV Bühlertal für diesen Lauf investiert. Und viel Beifall für Besonderheiten erhält, so die gelebte Inklusion mit der „Lebenshilfe“ (die mit einer Tanzaufführung bei den Teilnehmern und Zuschauern für Begeisterung sorgten). Ein volles „Haus des Gastes“ zur Siegerehrung ist letztlich auch ein weiteres Indiz vor die Beliebtheit des Hundseck-Berglaufes.