Andrea Mayr vor erneutem EM-Titel

Italien sollte in Kamnik die Dominanz im europäischen Berglauf festigen –
Keine realistische Medaillenchance für das DLV-Team – Berglauf-EM im slowenischen Kamnik

Bei den Berglauf-Europameisterschaften im slowenischen Kamnik scheint ein Titel bereits für Andrea Mayr reserviert. Die Ausnahmeläuferin aus Gmunden steht rund 25 km von Ljubljana entfernt am frühen Samstag (8. Juli) nach sechs WM-Titeln nun vor ihrem insgesamt fünften EM- Titel, denn trotz einem starken Aufgebot des Abonnements-Mannschaftsmeisters Italien ist ihre Vormachtstellung nahezu ungefährdet. Anders hingegen bei den Männern. Zwar ist Italien auch hier mit einem starken Team in der Favoritenrolle, überraschend sind aber die Brüder Martin und Bernard Dematteis als Gold- und Silbermedaillengewinner des Vorjahres nicht nominiert. Der Deutsche Leichtathletik-Verband geht nach dem verletzungsbedingten Ausfall der U20- Weltmeisterin Sarah Kistner ohne Frauenteam ins Rennen, die Männer sollten sich im Bereich der Ränge zwischen vier und sechs einfinden können. 

An den Ort der Berglauf-Weltmeisterschaften von 2010 dürfte Andrea Mayr gerne zurückkehren, denn vor sieben Jahren gewann die inzwischen 37jährige Ärztin vor Valentina Belotti den WM-Titel. Und eben diese führt das starke italienische Team an, das zudem mit Alice Gaggi und Sara Bottarelli zwei potentielle Medaillenanwärterinnen aufzubieten weiß.   Sarah Tunstall (Groß-Britannien), Anna Celinska (Polen), Silvia Schwaiger (Slowakei), die nach einer Dopingsperre wieder startberechtigte Maude Mathys (Schweiz) sowie die überraschend 2015 auf Madeira hinter Andrea Mayr EM-Zweite gewordene Norwegerin Eli Anne Dvergsdal sind weitere Anwärter auf eine Medaille. Pech hat die vor vier Wochen als deutsche Berglaufmeisterin nach langer Verletzungspause eindrucksvoll zurückgemeldete U20-Weltmeisterin Sarah Kistner, die wegen einer Sehnenreizung auf einen Start in Slowenien verzichten muss. Damit ist allerdings auch eine aussichtsreiche deutsche Mannschaft geplatzt, sodaß Melanie Noll und Monique Siegel, die vor Wochenfrist noch einen Halbmarathon auf der Seiser Alm gewinnen konnte, als Einzelstarterinnen ins Rennen über 8,5 km und 1035 Höhenmeter gehen werden.

Überraschend verzichtet Italien bei den Männern auf der 12 km langen Distanz mit 1295 Höhenmetern auf die erfolgreichen Brüder Martin und Bernard Dematteis, sollten aber mit Alex Baldaccini, Xavier Chevrier, Cesare Maestri und Francesco Puppi stark genug sein, um die makellose Gold-Bilanz seit 2002 (!) fortsetzen zu können. Doch wer wird Europameister? Es könnte einer der starken Italiener werden, in Lauerstellung allerdings auch der unverwüstliche frühere Europameister Ahmet Arslan (Türkei), Andrew Douglas (Groß-Britannien), Jan Janu (Tschechien) und die beiden bei der EM 2015 überraschend Europameister gewordenen Norweger Johann Bugge (Männer) und Stian Overgaard Aarvik (U20). Norwegen wird aber auch zusammen mit Frankreich und Groß-Britannien im Kampf um die Mannschaftsmedaillen eingreifen. Die deutsche Mannschaft mit Maximilian Zeus, dem gerade erst in Berlin 100 km-Meister gewordenen Benedikt Hoffmann, Marcel Krieghoff und Devor Aaron Bienenfeld ist für eine Top 6-Platzierung sicherlich gut.

Beim Nachwuchs ruhen die Hoffnungen auf Lisa Oed, die es als Allround-Läuferin, gerade erst für die U20- Europameisterschaften über 2000 m Hindernis qualifiziert, allerdings schwer haben wird, in die Fußstapfen der zuletzt sehr erfolgreichen U20-Juniorinnen um Sarah Kistner zu treten. Bei den U20-Junioren vertreten Marius Abele, Lukas Bunzel, Luca Hilbert und Julius Hild die deutschen Farben.