Europameisterin Elisa Desco gewinnt WM-Titel – René Stöckert sorgt für einziges zufrieden stellendes Resultat im DLV-Team – WMRA-Generalsekretär Bruno Gozzelino zum Präsidenten des Berglauf- Weltverbandes gewählt
Die Italiener sind d i e Berglaufmacht – trotz aller Erfolge der Individualisten wie Jonathan Wyatt oder Andrea Mayr oder jüngst der nun auch die Berglaufszene aufmischenden afrikanischen Läufer. Und durften zu Recht die ersten Berglauf-Weltmeisterschaften nach 24 Jahren „World Trophy“ ausrichten. Sie taten dies in der bekannten Qualität mit Bravour und bester Stimmung, so dass selbst der IAAF-Delegierte Otto Klappert, auch angesichts der Beteiligung von 35 Nationen, von einer der bislang „besten Berglaufmeisterschaften“ sprach (wohl gemeint im Rückblick auf bisherige Weltchampionats, die bislang zwar noch nicht Weltmeisterschaften genannt werden durften, aber faktisch dies bislang schon immer waren). Austragungsort dabei der Skiort Campodolcino e Madesimo im Valchiavenna in der Lombardei, nahe der Schweizerischen Grenze.
Die ersten Weltmeisterschaften wurden trotz akribischer Vorbereitung im Gastgeberland – zumindest im Männerrennen zum Triumph für die afrikanischen Läufer. Lediglich mit Bernard Dematteis (4.), Marco de Gasperi (8.), Martin Dematteis (9.) und Europameister Ahmet Arslan (10.) fanden die Europäer Einzug in die Top 12. An der Spitze stand mit Geoffrey Kusuro aus Uganda keineswegs ein in der Berglaufszene unbeschriebenes Blatt, sondern der Junioren-Weltbeste des Jahres 2008. Knapp eine Minute Vorsprung hatte der 20jährige vor dem Eritreer Azerya Teklay Weldemariam und seinem Landsmann James Kibet.
Unerklärlich der „Absturz“ des türkischen dreifachen Europmeisters Ahmet Arslan, der seinen Angriff auf die Berglaufkrone um ein weiteres Jahr verschieben muss, nachdem er schon für Crans Montana (2008) den Welttitel als erklärtes Ziel ausgegeben hatte. Ganz im Stil einer Weltmacht dominierte Eritrea den Team-Wettbewerb. 24 Punkte sind ein deutliches Signal, wo die Reise künftig entlang geht, wenn die Strecke ähnlich strukturiert ist wie in Campodolcino. Italien freute sich über Silber, dem Arslan-Team blieb Bronze. Mit einem absoluten Spitzenteam trat Frankreich an, musste aber hinter Uganda, bei dem der Bergauf-Vize-Weltmeister Martin Toroitich als Vierzehnter wenig zum erhofften Medaillengewinn beitragen konnte.
Dafür durfte Italien seine überragenden Läuferinnen feiern, die mit Elisa Desco, Valentina Belotti und Maria Grazia Roberti zu einem partout nicht zu erwartenden Dreifachtriumph durchstarteten. 24 Sekunden Vorsprung hatte dabei die Europameisterin von Unterharmersbach Elisa Desco letztlich im Ziel, nachdem anfänglich ihre in dieser Saison erst mit guten Resultaten aufwartende Valentina Belotti die Pace gemacht hatte. Für die Cross- Spezialistin Sarah Tunstall gab es einmal mehr den undankbaren vierten Rang, dafür aber im starken Briten-Team Silber in der Mannschaftswertung.
Nicht ganz unerwartet kam hingegen der Erfolg von Xavier Chevrier bei den Junioren. Der Vize-Europameister lag letztlich eine Minute vor dem türkischen Duo Muzaffer Bayram und Alper Demir. Mit Rang sieben und acht schlugen sich im Feld der 68 Nachwuchsläufer Candide Pralong (Schweiz) und René Stöckert (Ostheim) achtbar.
Dies war zugleich für den mit einer als „Rumpfmannschaft“ zu bezeichnenden Vertretung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) die beste Platzierung. Dies ist allerdings keineswegs verwunderlich, denn hierzulande spielen Bergauf-Bergab-Wettkämpfe so gut wie keine Rolle und werden folglich auch nicht entsprechend im Training eingebaut. Berglauf-Ass Timo Zeiler hatte schon zum Saisonstart angekündigt, bei den ersten Berglauf-Weltmeisterschaften nicht an den Start gehen zu wollen. Wie auch weitere aus dem Nationalmannschaft. Dementsprechend war man auch mit nur geringen Erwartungen nach Campodolcino gereist. Enttäuschend vor allem das Abschneiden von Manuel Stöckert, der als Junior zu den besten Europäern gezählt werden konnte, den Umstieg in die Männerklasse jedoch noch nicht recht vollziehen konnte. Zweiter deutscher Starter war übrigens Uli Steidl, der 1991 Junioren-Berglauf-Weltmeister werden konnte und letztmals 2001 im Nationaltrikot am Berg gestartet war, dafür aber 2007 bei den Marathon-Weltmeisterschaften in Osaka. Für die mit kompletten Teams gestarteten Junioren und Juniorinnen gab es jeweils Rang 13.
Für den im Februar plötzlich verstorbenen langjährigen WMRA-Präsidenten Danny Hughes wurde der bisherige Generalsrekretär Bruno Gozzelino gewählt. Weiter wurden für eine Periode von vier Jahren ins Council gewählt: Adrian Woods (Großbritannien/ Sekretär), Nancy Hobbs (USA/ Kassiererin) sowie als Mitglieder des Direktoriums Galia Puhaleva (Bulgarien), Raimondo Ballico (Italien), Erhan Basoglu (Türkei), Tomo Sarf (Slowenien) und Wolfgang Münzel (Deutschland).