Alpinathlon im Engadin aus Sicherheitsgründen abgesagt – Zugspitz-Extrem-Lauf nach starken Schneefällen zur Grubigsteinalm umgeleitet
Während beim Zugspitz-Extrem-Berglauf bis kurz vor dem angesetzten Startzeitpunkt noch um die Durchführung auf der Originalstrecke oder auf einer Ersatzroute zur Grubigsteinalm diskutiert wurde, hatten die Schweizer Veranstalter des Alpinathlon in St. Moritz längst die Reißleine gezogen – und die Veranstaltung aus Witterungsgründen ohne Kompromisse gestrichen.
„Wir haben alles unternommen, damit wir den Alpinathlon auch bei derart schwierigen äußeren Bedingungen durchführen können“, sprach Andrea Tuffli sichtlich enttäuscht, aber dennoch gefasst ins Mikrofon. Der Alpinathlon ist eine Neuschöpfung im Engadin und sieht nach einer Modifikation jeweils 2 Abschnitte mit dem Mountainbike und zu Fuß sowie 1 Teilstrecke mit dem Rennvelo mit insgesamt 114 km und 4140 m Bergauf- und 3750 m Bergab-Höhenmeter vor.
Aufmerksam lauschten die in der St. Moritzer Tennishalle versammelten Sportlerinnen und Sportler den Ausführungen des OK-Präsidenten, dem in einer Woche (25. Juli) mit dem Swiss Alpin Marathon und den Hauptdistanzen von 78 km und 42 km über die Kulminationspunkte Keschhütte und Scalettapass eine weitere (wettermäßige) Herausforderung bevorsteht, zu der sich über 4 500 Läuferinnen und Läufer angemeldet haben. Das Info-Meeting beim Alpinathlon hatten die Veranstalter erst am frühen Morgen einberufen. Grund war die unsichere Wetterlage, welche eine Umstellung des Programms und letztlich in der Absage des polysportiven Bewerbes mündete.
Streckenverlegung zunächst beschlossene Maßnahme
Wegen der angesagten Schneefälle stellte die Bikeroute von Bergün über den Albulapass nach St. Moritz bald einmal ein hoffnungsloses Vorhaben dar. Als Ausweichvariante hätte die Strecke St. Moritz–Maloja–St. Moritz gedient. Änderungen erforderten bei den für die Jahreszeit ungewohnten Verhältnissen aber auch die je zwei Bike- und Laufstrecken; das jeweils weniger Höhenmeter umfassende Teilstück wäre bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zweimal absolviert worden.
Doch auch diese Version war letztlich bei den starken Schneemengen eine verantwortbare Durchführung des Multisportanlasses. „Der `worst case` traf ein“, so Andrea Tuffli. „Der gefährliche, rutschige Schneematsch hätte die Unfallgefahr ungemein erhöht, und dieses Risiko wollen wir nicht eingehen. Wir müssen das Rennen wegen höherer Gewalt absagen.“ Er bedauere es zutiefst, dass die Athletinnen und Athleten den Heimweg nun unverrichteter Dinge antreten müssten.
„Mutiger und vernünftiger Entscheid“
Eine gänzlich im Tal verlaufene Rumpfstrecke kam für den Organisationschef nicht in Frage; „sie hätte nicht dem Gedanken des Alpinathlon entsprochen“. Wie sich jetzt die Startgeld-Situation präsentiert, war zum Zeitpunkt der Absage ungewiss. „Wir werden den Athleten aber sicherlich entgegen kommen“, versicherte Andrea Tuffli. Mit der Ausgabe der hochwertigen Finisher-T-Shirts an sämtliche Teilnehmer gab es spontanen Applaus für den Veranstaltungschef.
„Die Absage ist ein mutiger, aber vernünftiger Entscheid“, meinte die Vorjahressiegerin Nina Brenn. Nicht nachvollziehbar sei für sie jedoch, dass der Anlass nicht auf den Sonntag verlegt wurde. „Wir hätten die organisatorische Machbarkeit einer Verschiebung in kürzester Zeit abklären müssen, was nicht möglich war“, erklärt Andrea Tuffli. „Wir können die Helferinnen und Helfer inklusive der Zivilschutzangehörigen nicht nochmals beanspruchen. Und: Mit zuwenig Hilfskräften geht es nicht – die Verpflegung und die Sicherheit müssen gewährleistet sein.“
Neuschnee und die erforderliche Umleitung im Zugspitz-Arena-Gebiet
Vierzig Zentimeter Neuschnee hatte letztlich „über Nacht“ den Zugspitz-Extrem-Berglauf auf Deutschlands höchsten Berg zu einem normalen Berglauf mit 700 Höhenmetern gemacht. Ein Jahr nach den beiden tragischen Todesfällen stand die Veranstaltung ehedem im Fokus der Öffentlichkeit, zumal Organisator Peter Krinninger drei Tage zuvor wegen „fahrlässiger Tötung“ in zwei Fällen zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Das „Extrem“ durfte durch die Umleitung auf dem Parcours von Ehrwald zur Grubigsteinalm getrost gestrichen werden. Entsprechend gespalten auch die Stimmung unter den rund 450 Startern. Die Tagesschnellsten kamen aus Deutschland: Uli Dammenmüller gewann in 56:21 Minuten vor dem LGT-Marathon-Zweiten Michael Barz (57:27), bei den Frauen erzielte Madeleine Lorenz in 1:12:31 Stunden die schnellste Zeit vor der Österreicherin Magdalena Schiffer (1:13:37).
Ohne Kompromisse ging man im Pitztal zu Werke: Die Pitztaler Steinbock-Trophy über 13 km und einer Höhendifferenz von 1000 m von St. Leonhard zum 2 300 m hohen Kreuzjöchl und wieder zurück nach St. Leonhard wurde kurzerhand um eine Woche verschoben und soll nun am 26. Juli stattfinden.