Dominik Notz gibt Fingerzeig in Richtung Berglauf

Beim Berglauf-Debüt beim Hohenneuffen-Berglauf im Schwäbischen zeigt der frühere Halbmarathon-Vizemeister eine mögliche Neuorientierung auf, während Corinna Coenning ihren Vorjahressieg wiederholt

Das war ein eindeutiger Fingerzeig in Richtung deutsche Berglaufelite! Denn mit einem famosen Start-Ziel-Sieg beim 35. Beurener Hohenneuffen-Berglauf ließ Dominik Notz keine Zweifel aufkommen, dass ihm Bergläufe grundsätzlich sehr gut liegen und die eher ausgedünnte nationale Spitze durchaus einen (weiteren) leistungsstarken Läufer für die internationalen Aufgaben sehr gut gebrauchen könnte. „Natürlich hätte ich schon Interesse an Europa- und Weltmeisterschaften. Für mich wären vertikale Läufe optimal. Wegen einer Sehnenentzündung in der Hüfte vermeide ich zu monotone Belastungen. Für Wettkämpfe über eine Stunde hinaus fehlt mir die Grundlage, weshalb die klassischen Bergläufe schon mein Ding sind!“

Mit 32:31 Minuten hatte der inzwischen von der LG Telis Finanz Regensburg zum LAV Stadtwerke Tübingen gewechselte 30jährige nun in Stuttgart Biotechnologie studierende Dominik Notz einen komfortablen Vorsprung herausgelaufen. Schon nach zwei Kilometern betrug der Vorsprung für den 2019 in Freiburg deutscher Halbmarathon-Vizemeister gewordene Läufer über eine Minute auf die ersten Verfolger mit Daniel Zuger und Benjamin Kehrer, Im Ziel der auf 8,2 km verkürzten Strecke waren es zweieinhalb Minuten bis die ersten Verfolger eintrafen. Und der zweitschnellste Läufer war mit einem fulminanten Schluss Pascal Brobeil vom Team INJOY Balingen mit 36:08 Minuten. „Wir hatten Pascal immer mit Rückstand im Visier, doch kurz vor dem finalen Anstieg zur Burg schoss er an uns plötzlich vorbei“, so Daniel Zuber mit sichtlicher Überraschung. Er hatte sich das Rennen hinweg mit Benjamin Kehrer einen interessanten Zweikampf geliefert.

Doch noch einmal zurück zu Dominik Notz. Das aus Dettingen stammende Lauftalent, übrigens der Sohn des international für den DSV bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen eingesetzten Skilanglaufass Dieter Notz, reifte während seinem USA-Studium zu einem leistungsstarken Läufer heran. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland und unter Kurt Ring bei der LG Telis Finanz Regensburg ließen schnelle „Flachzeiten“ und Meisterschaftserfolge nicht lange auf sich warten. Schon, wie jüngst auch Lukas Ehrle, jettete er oftmals über den großen Teich und wurde 2015 in der U23-Klasse EM-Siebter über 10 000 m und Dreizehnter im Cross. 2018 verpasste er im Cross die Medaillengänge als Vierter, ehe er 2019 in Freiburg deutscher Vizemeister über die Halbmarathondistanz in 1:04:27 Stunden und 10 km-Dritter wurde. Seine Bestzeiten von 28:58 (10 km) und 1:03:45 Stunden (Halbmarathon) lassen die berechtigten Perspektive im Berglauf realistisch erscheinen. Zumal er bereits am Nebelhorn seine „Tauglichkeit“ auch im steileren Gelände nachhaltig unter Beweis stellen konnte. „Ich trainiere weitaus weniger als früher, dafür viel Rad, Klettern und andere Outdoor-Aktivitäten“.

Der Quervergleich zum Streckenrekordler Thomas Greger bietet sich an, der 1995 bei den Deutschen Meisterschaften über 9,3 km blitzsaubere 34:49 Minuten schaffte. An dieser Zeit bissen sich ganze Läufergenerationen die Zähne aus, selbst der U20-Berglauf-weltmeister Yossief Tekle schaffte „nur“ bei seinen drei Versuchen als schnellste Endzeit 36:03 Minuten. Wegen diverser Arbeiten auf dem Flachkurs um die Burg herum, bevor es den steilen Anstieg in den Burginnenhof ging, genehmigte das zuständige Landratsamt diesen Streckenabschnitt nicht, sodass die Strecke nach Einschätzung von Organisator Frank Klass lediglich 8,2 km mit 480 Höhenmetern maß.

Das Kapitel Berglauf ist in diesem Jahr für Dominik Notz keineswegs abgeschlossen. „Vielleicht laufe ich den Nebelhorn-Berglauf. Da mein Vater als früherer Sieger zum 50. Jubiläum zum Hochfelln eingeladen wurde, werde ich vielleicht auch dorthin mitfahren!“ Den Hochfelln-Macher Jürgen Schmid dürfte dies fürwahr freuen, denn die deutschen Läufer haben in der Vergangenheit zumeist um Bergen einen Bogen gemacht.

Im Gegensatz zu vielen anderen Bergläufen spielten die Masters in der Spitzengruppe eher eine untergeordnete Rolle. Auf Rang zehn des Gesamteinlaufes wurde Florian Fischer mit 39:14 zugleich M40-Sieger, aus der sehr aktiven Tübinger Laufszene wurde Sebastian Groteloh M50-Sieger (13.) und Bernd Weis aus Dominik Notz‘ Heimat Dettingen/Erms schaffte als 17. den Sieg in der M55-Kategorie. Dazwischen mischte sich Nanuk Appenzeller als U20-Sieger als 18.

Einen beeindruckenden Start-Ziel-Sieg legte die unweit von Beuren in Nürtingen als Gymnasiallehrerin für Mathematik und Sport arbeitende Corinna Coenning mit 38:21 Minuten auf die eigentlich schnelle Strecke von Linsenhofen über Balzholz zur Burg Hohenneuffen hin und wiederholte ihren Vorjahressieg, als sie auf der Originalstrecke 43:50 Minuten erreichte. Damit gelang der 33jährigen im Trikot des TSV Glems ein gelungener Wiedereinstieg nach einem Achillessehnenriss, den sie sich im Vorjahr eine Woche nach dem Hohenneuffen-Berglauf bei einem 5000 m-Bahnrennen in Ulm zugezogen hatte. Damit war ihr eigentliches Saisonziel mit einem Start beim Berlin-Marathon dahin – aber nur aufgeschoben. Denn mit Zuversicht geht sie 2024 das Ziel mit einer Sub- 2:40-Zeit wiederum an. Und dies mit einem total getakteten Tagesablauf mit einem vollen Stundendeputat und dem intensiven Lauftraining. In den Weihnachtsferien fand sie nämlich den Wiedereinstieg im Run2gether-Camp im kenianischen Hochland in Kiambogo und ist seitdem hoch motiviert in die Saison gestartet und dabei beim Alb Gold-Winterlaufcup über die 5 km-Distanz erfolgreich durchgestartet.

Ohne Umschweife nannte Corinna Coenning bereits ihr erstes Ziel für die Saison 2025, nämlich den Hattrick am Hohenneuffen zu schaffen! Die Veranstaltungsgemeinschaft des TSV Beuren und des TSV Frickenhausen dürfte dies sicherlich schon mit Freude vernommen haben. Vielleicht schafft auch Dominik Notz wieder die Kurve nach Beuren, wo er übrigens schon als Schüler die altersgemäße Strecke von Balzholz nach Beuren absolvierte. Bei knapp 300 Meldungen bei der 35. Auflage wäre ein Promi-Schub sicherlich eine vorzügliche Bewerbung für die 2025er Veranstaltung.

Am Hohenneuffen gelang Emma Waßmer übrigens als Zweite nach 42:02 Minuten ein gutes Comeback im Berglauf, letztlich konnte sie ihre erfolgreiche Berglaufkarriere vor wenigen Jahren mit Rang 6 bei den Deutschen Berglaufmeisterschaften in Breitungen und dem Teamerfolg für den ASC Darmstadt starten. Außer gelegentlichen Starts beim Pfälzer Berglauf-Pokal war das Thema Berglauf zwischenzeitlich aber verletzungsbedingt zu den Akten gelegt. Wenn schon ein 10 km langes Auslaufen als Rückweg von der Hohenzollern-Burg anstand, dann ist die 27jährige gewiss wieder motiviert. Den nächsten Landschaftslauf wird sie übrigens beim Rennsteig-Staffellauf in einem leistungsstarken Team von Jan Mathes absolvieren.

Die plakativ als Towerrunning-Spezialistin ins Rennen gegangene Sarah Seher holte sich im knappen Einlauf mit 43:48 Minuten Rang drei vor Romy Spannowsky (43:57). Im weiteren Feld sind dann die unverwüstlichen, international erfolgreichen Mastersfrauen wie Elke Keller (Sechste und W55-Erste) oder Pamela Veith (Neunte und W50-Erste) zu finden. Aber auch junge, am Outdoor-Sport interessierte wie eben die 17jährige Sarah Seher oder die 22jährige Emmy Herrmann (Siebte) oder auch durch die Strahlkraft des Hohenneuffen-Berglaufes angereiste Johanna Raid aus München.