Auch ein Rad-Bergmeister kann Lennart Nies nicht stoppen
- Lennart Nies steht vor dem Sieg beim Pfälzer Berglauf-Pokal 2023
- Simon Nuber kennt die Pfalz durch einige Rad-Kriterien – und nun auch als Bergläufer
- Simone Raatz sammelt als Tagesschnellste wertvolle Punkte für den angestrebten fünften Pfälzer-Berglauf-Pokal-Sieg
- Natascha Hartl und Lennart Nies Pfälzer Berglaufmeister
- Hallen-Europameisterin Hanna Klein gibt den Startschuss für die Bergläufer
Um es vorweg zu nehmen: Beim 27. Rieburg-Berglauf setzten sich mit einem souveränen Auftritt die Favoriten Lennart Nies und Simone Raatz durch. Beide blieben jedoch angesichts der spätsommerlichen Temperaturen mit 33:12 bzw. 39:20 Minuten doch eine Minute hinter ihren eigenen Vorjahresergebnissen zurück. Mit 126 Finishern hatte LCO-Vorsitzender Heinz Vogelgesang zwar eine deutliche Steigerung gegenüber der durch eher tristes Wetter charakterisierte Austragung im Vorjahr, zeigte sich aber angesichts der integrierten Pfalz-Meisterschaften nicht zufrieden mit dem Meldeergebnis. Mag sein, dass der eine oder andere wegen der Hitze seinen geplanten Start kurzfristig gestrichen hatte oder aber bei den am Folgetag in Bad Liebenzell stattfindenden Deutschen Straßenlauf-Meisterschaften an den Start ging.
Die prominenteste Athletin des Tages stand zwar auf der blauen Kunststoffbahn des LCO-Stadions, doch mit der Startpistole ausgerüstet gab die 3000 m-Hallen-Europameisterin Hanna Klein in ihrer Pfälzer Heimat lediglich das „Go“ für die Berglauf-Spezialisten. Es ist freilich nicht bekannt, ob die inzwischen in Tübingen lebende Hanna jemals die Rietburg-Berglauf-Strecke im Training gelaufen war. Vor dem Hintergrund ihrer gelegentlichen Ausflüge auf die 10 km-Strecke wäre dies allerdings sehr gut vorstellbar.
Doch zurück zu den Bergläufern. Mit Simon Nuber mischte sich ein 32jähriger Debütant unter die knapp 130 Starter. Als IT-Teamleiter eines bundesweit präsenten Baumarktes nutzte der Allgäuer den Abstecher in die Pfalz zu einer neuen sportlichen Erfahrung. Als Radrennfahrer war er zwar oftmals schon bei Kriterien und Rundstreckenfahrten in der Pfalz unterwegs, aber als Läufer war dies überhaupt erst sein erster Auftritt. Und er verlief beachtlich, denn hinter dem souverän durchstartenden Allroundläufer Lennart Nies lief der 32jährige als Zweiter mit siebzig Sekunden in respektablen 34:21 Minuten über die Ziel-Messmatten. Dank des gemeinsamen Trainings mit einer Triathlon orientierten Truppe bei der SG Niederwangen dürfte Simon schon bei der einen oder anderen läuferischen Herausforderung anzutreffen sein. Vielleicht auch vornehmlich am Berg…
Dagegen sind die beiden Belgier Martine und Alexandre eher läuferisch unterwegs, um die landschaftlichen Reize fern ihrer Heimat kennen zu lernen. „Wir waren schon am Donnersberg und der Kalmit, aber an der Rietburg bisher noch nicht“, so Alexandre. „Es ist ein sehr schönes Land, deshalb kommen wir sehr gerne in die Pfalz!“
Die Ruine Rietburg ist bereits seit nunmehr 27 Jahren Ziel der Bergläufer aus Nah und Fern – wie das Beispiel von Simon oder den Belgiern Martine und Alexadre zeigt. Die in 530 m Höhe über den Weinbergen von Edenkoben und Rhodt weithin sichtbare Ruine ist über einen, gewiss in die Jahre gekommenen Sessellift erreichbar, für die Bergläufer schlängelt sich der Weg durch Edenkoben, die Weinberge und die Schatten spendenden Waldhänge des 618 m hohen Blättersberg entlang.
Für Lennart Nies war der Rietburg-Berglauf bereits der dritte Lauf in der diesjährigen Serie. Nach Rang drei beim Donnersberglauf und den Siegen in Landstuhl und nun in Edenkoben fehlt dem 37jährigen nur noch ein weiteres gutes Resultat bei den noch ausstehenden drei Läufen in Bad Dürkheim, Gimsbach und Maikammer – und dem Ludwigshafener im Trikot des TV Maikammer wäre der Sieg nicht mehr zu nehmen. „Da Tim Könnel den Pokal nicht im Auge hat, wäre ich vielleicht in diesem Jahr dran!“ so der sympathische Läufer. Während Lennart vor Wochenfrist „seinen“ Halbmarathon in Rülzheim gewann, legte Tim Könnel praktisch zur Startzeit von Edenkoben mit dem Sieg beim Pfälzerwald-Marathon über die Halbdistanz nach. „Die weiteren Serienläufe mache ich auf jeden Fall, ob zudem noch ein Marathon wie z.B. beim Schwarzwald-Marathon vor meinem Start in New York Anfang November dazukommt, das werde ich eher kurzfristig entscheiden!“
Im weiteren Spitzenfeld holte sich Lennarts Teamkollege Eric Nies (mit dem er allerdings nicht verwandt ist) hinter Simon Nuber Rang drei und wurde bei den Pfalzmeisterschaften in der Gesamtwertung der Männer Zweiter. Ein starkes Rennen lieferte auf Rang vier der Gesamtwertung und Dritter der Pfalz-Titelkämpfen einlufende Marko Martin, der natürlich auch mit der Masterskategorie M45 einen Meistertitel erreichen konnte. Dies gelang auch Tom Heuer auf Rang fünf overall und Sieger der M50. In diesem Moment muss natürlich auch Andy Tindall genannt werden, der als Siebter die M60 für sich entscheiden konnte.
Sichtlich unzufrieden war Simone Raatz, die gerade wegen Beschwerden im Lendenwirbelbereich in den Anstiegen, ihrer eigentlichen Stärke, Probleme hatte und hier maßgeblich an Boden gegen die ausschließlich aus männlichen Laufkollegen bestehende Verfolgergruppe verlor. Dennoch war ihr neuerlicher Erfolg zu keiner Phase des Rennens in Gefahr und lief als Gesamtneunte nach 39:20 ins Ziel. „Die Generalprobe für die Berglauf-WM auf Madeira in einer Woche ging gründlich daneben. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass auf der deutlich längeren Distanz insgesamt besser geht“, so die in Karlsruhe lebende Darmstädterin. „Überraschend für mich, dass ich trotz der Probleme und der Hitze nur eine Minute hinter meiner Vorjahreszeit zurück lag“. Mit 41:33 wurde Natascha Hartl Zweite und sicherte sich damit auch die Pfalzmeisterschaft. Das Podium komplettierte Laura Pauli (45:39). Dichtauf folgte die in der Pokal-Gesamtwertung mit insgesamt drei Wertungsresultate führende Marion Raab, die diesmal 46:03 Minuten erreichte.