Zwei Frauen sorgten zweiten September-Wochenende mit herausragenden Erfolgen bei renommierten Top-Bergläufen für Schlagzeilen. Hier ist die dreimalige Gesamtsiegerin des Biathlon-Weltcup Kaisa Mäkäräinen, die ihren Aufenthalt im nahen Biathlon-Mekka nutzte, um nach ihrer eindrucksvollen Biathlonkarriere mit nunmehr 38 Jahren in Sexten den Südtirol-Drei Zinnen-Alpine-Run zu gewinnen. Beim legendären Jungfrau-Marathon mit Start in Interlaken und dem Ziel auf dem Eigergletscher hingegen triumphierte die 29jährige Marathonläuferin Laura Hottenrott bei ihrem ersten hochalpinen Berglauf.
„Die Kulisse mit dem Einlauf auf den Eigergletscher ist nochmals eine Steigerung für die Attraktivität des Jungfrau-Marathons“, sagte OK-Präsident Toni Alpinice nach der Premiere der neuen Strecke vom Flugplatz Interlaken zum Eigergletscher mit 3200 Läufern. „Wir haben viele glückliche Läufer im Ziel die sich bedanken, dass wir trotz der angespannten Gesundheitslage diesen Lauf so durchgeführt haben!“
Im Ziel wurden die Sieger frenetisch gefeiert. Kein Wunder, kullerten bei Sieger Jose David Cardona Tränen der Freude. Nach seinem Triumph im Jahre 2017 hätte der Kolumbianer nicht erwartet, heute wieder zu gewinnen. „Der letzte Kilometer war so ziemlich der Härteste. Es war sehr steil. Ich bin total erschöpft, aber sehr glücklich“. Auf den zweiten Platz lief Stephan Wenk, der vor sechs Wochen beim über 67 km führenden Swissalpine in Davos hinter Benedikt Hoffmann Zweiter geworden war. „Ich habe mir das Rennen richtig eingeteilt und wusste, dass ich auf den letzten Kilometern noch viel Kraft brauche!“ Diese fehlte diesmal Benedikt Hoffmann, der als Sechster gut acht Minuten hinter dem Kolumbianer lediglich Sechster wurde. Zuvor hatte er mit Siegen in Zermatt, Davos, Gstaad und vor Wochenfrist in Telfes für überzeugende Leistungen gesorgt.
„Das ist mein erster Bergmarathon und ich hatte keine Ahnung, ob ich gut unterwegs bin. Entsprechend vorsichtig war ich bis Wengen unterwegs. Ab Wengen da habe ich dann aufs Tempo gedrückt. Aber ich hatte einen unglaublichen Respekt vor diesem Berg“, so die glückliche Siegerin, die für den PSV Grün-Weiss Kassel startet, nach dem Studium der Sportwissenschaften derzeit an ihrer Promotion arbeitet – und mit 2:28:02 Stunden die interne deutsche Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio knapp verlor! Mit 3:27:30 lag die Langstrecklerin gleich dreizehn Minuten vor der Britin Georgina Schwiening und zweiundzwanzig Minuten vor der Schweizerin Theres Leboeuf.
„Ab Wixi war mein Rennen eigentlich zu Ende“, sagte eine glückliche Chantal Cavin und lachte. Die blinde PluSport-Botschafterin und ehemalige Weltklasse-Schwimmerin lief die anspruchsvolle Strecke mit zwei Guides. „Bis Wengen lief alles gut. Dann brauchte ich neben Nils noch Martina als Guide und es wurde hügelig und steinig. Ab Wixi wollte ich noch schneller laufen, aber es war zu gefährlich mit den Steinen. Ich musste mich zügeln und konnte so nicht durchziehen“, bilanziert Chantan nach dem Rennen, das sie mit 4:48:00 Stunden als 59. unter 680 Frauen im Ziel mit einer überaus bemerkenswerten Leistung beendete.
27-mal waren beim Jungfrau-Marathon zwei Dinge unantastbar: Start in Interlaken, Ziel auf der Kleinen Scheidegg. Für seine 28. Austragung erfuhr das von der New York Times als „schönster Marathon der Welt“ bezeichnete Lauf-Highlight nun eine Veränderung: „Nach der Verschiebung im vergangenen Jahr war für uns immer klar, dass wir den beliebten Marathon 2021 unbedingt durchführen möchten“, erklärt OK-Präsident Toni Alpinice. Die Herausforderungen bleiben allerdings auch knapp ein Jahr später immens. Die Liste der Fragen war im Vorfeld umfassend und entsprechend lang hatte sich das OK mit ihr auseinandergesetzt.
Gestartet wurde erstmals auf dem Flugplatz Interlaken in acht Blöcken mit je 500 Läufern. Das Areal durften nur Starter und Helfer betreten, die die „3-G-Regel“ (getestet, genesen oder geimpft) erfüllten. Die neue Strecke führte zunächst durch Bönigen und dann in Richtung Iseltwald nach Erschwanden, ehe es dann auf die gewohnte Strecke über Wilderswil und Zweilütschinen nach Lauterbrunnen ging, wo die berühmt-berüchtigte «Wand» auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wartet. Über die legendäre Moräne führt die Strecke schliesslich in Richtung Ziel, das erstmals am Eigergletscher aufgebaut wurde.
„Immerhin waren die Vorgaben klar und es lag an uns, innerhalb dieses Korsetts kreative Lösungen zu finden“, so Alpinice weiter. „Es war herausfordernd, aber schlussendlich glaube ich, es ist uns gelungen, neue Wege einzuschlagen und zeitnah alle für unsere Pläne zu begeistern. Auch wenn wir vieles ändern und umgestalten mussten, es hat sich gelohnt. Der Tag bei Kaiserwetter mit dem Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau war sehr eindrucksvoll!“
Der einstmals wegen Doping gesperrte Eritreer Petro Mamu und die frühere Weltklasse-Biathleten Kaisa Mäkkäräinen sind die beiden überaus prominenten Sieger des 24. Südtirol Drei Zinnen Alpine Run in Sexten (Italien). Der frühere Berglauf-Weltmeister Mamu gewann damit nach 2013, 2016 und 2019 nunmehr zum vierten Mal das heuer auf 15,2 km und 1333 Höhenmeter vermessene Berglauf-Spektakel vor der weltberühmten Drei Zinnen-Kulisse. Mit 1:20:56 Stunden lag der Eritreer nur äußerst knapp vor dem mehrfachen österreichischen Staatsmeister Manuel Innerhofer, der nur 13 Sekunden dahinter auf Rang zwei folgte. „Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass ich mit Petro so lange mithalten konnte. Deshalb bin ich mit meiner Leistung mehr als zufrieden“, so der 26jährige aus Neukirchen am Großvenediger, der 2020 noch auf der ursprünglichen Strecke als Sieger durchs Ziel an der Drei Zinnen-Hütte gelaufen war. Hinter Martin Anthamatten (Schweiz/ 1:26:54) verpasste Marcel Krieghoff vom SC Impuls Erfurt nach 1:29:24) die Podestplätze als Vierter um zweieinhalb Minuten.
Die inzwischen 38jährige Kaisa Mäkäräinen debütierte bei ihrem allerersten Berglauf mit einem Start-Ziel-Sieg in 1:41:11 Stunden, musste allerdings am Ende ihrem flotten Starttempo Tribut zollen, sodass die Lokalmatadorin Agnes Tschurtschenthaler bis auf 22 Sekunden im Schlußteil heranlaufen konnte. „Es war eine wunderbare Erfahrung. Ich war in den vergangenen Tagen in Antholz und habe gesehen, dass dieses Rennen stattfindet und dann entschieden, daran teilzunehmen“, so die dreifache Gesamt-Weltcup-Siegerin im Biathlon. Und schloss allerdings nicht aus, weitere Berglauf-Starts ins Auge zu fassen, jedoch mit einer besonderen Einschränkung: „Ob ich jetzt eine Karriere im Berglauf anstrebe? Nein, ich denke, es wird auch weiterhin ein Hobby bleiben!“ Doch auch als Hobbyathlet hat schon mancher Quereinsteiger für Furore sorgen können…
Auch bei den Frauen lief mit Sabrina Prager eine deutsche Läuferin in der Spitzengruppe ins Ziel. Die Passauerin wurde nach 1:55:44 Stunden Fünfte nach Barbara Bani (Italien) und Susanne Mair (Österreich).