1974 kreierte der umtriebige Macher in Bergen den ersten Hochfelln-Berglauf – und entwickelte ihn zu einem der weltbestbesetzten Bergläufe – Mit-Initiator des Berglauf-Grand-Prix, Organisator von WM und DM
Mit einer gewissen Süffisanz und offensichtlichen diebischer Freude hat Georg Anfang, 40 Jahre lang Chef des weltweit bekannten Hochfelln-Berglaufs, Mitinitiator des Berglauf-Grand-Prix der namhaftesten Bergläufe und exzellenter Organisator der Berglauf-Weltmeisterschaften (die 2000 noch unter dem Namen WMRA-World-Trophy veranstaltet wurden) und gleich vier deutscher Berglauf-Titelkämpfe, alle Umschreibungen seiner Person auf der Website des Hochfelln-Berglaufes gelistet. Und verdeutlichte damit seine große Wertschätzung, aber auch seine unzweifelhafte gradlinige Art und Weise, wie er auch so manchen Missstand abwatschte und sich damit gewiss nicht nur Freude machte. Die Titel reichen dabei von „Hochfelln-König“ und „Berglauf-Papst“ über „Kenner der nationalen und internationalen Berglaufszene“, „umtriebiger Macher“ und „bayerisches Urgestein“ bis hin zum eher missgeliebten „Berglauf-Revoluzzer“ und „Poltergeist“. Der nun am 7. Juni im Alter von 85 Jahren verstorbene „Bibi“ Anfang, so wie er ausschließlich in Berglauf-Kreisen genannt wurde, hat sich zweifellos mit seiner großen Hingabe, Einsatzwillen und Leidenschaft um den nationalen wie auch internationalen Berglauf verdient gemacht.
1974 hob er als Vorsitzender des Ski-Club Bergen den Hochfelln-Berglauf über 8,9 km und 1074 m aus der Taufe, die Siegerlisten der 46 Austragungen lesen sich dabei wie das Who is who der internationalen Berglaufszene. Mit der 40. Auflage des Berglauf-Klassikers wußte Bibi Anfang das Organisations-Zepter an Jürgen Schmid weiterzugeben, blieb aber als „back up“ weiterhin für die Verpflichtung der Topathleten verantwortlich. In den ersten Jahren war der Hochfelln-Berglauf eher regional aufgestellt, als vorrangig Skilangläufer wie der Premierensieger Hans Speicher, Peter Zipfel, Dieter Notz und die in der Folge achtfache Siegerin Susi Riermeier den Ton angaben. Dann übernahmen die „Leichtathleten“ wie Peter Weigt und Patriz Ilg das Kommando. Seit 1997 international aufgestellt mit einer begeisternden WM 2000 und in der Folge zumeist Sieger mit absolutem Weltklasse-Niveau. Prägend dabei die Siege einer Izabela Zatorska, Angela Mudge, Martina Strähl und zuletzt (ausschließlich) Andrea Mayr, die es mit nunmehr zehn Siegen brachte. Bei den Männern genießt Jonathan Wyatt mit acht Siegen praktisch „Hausrecht“. Aber auch zahlreiche weitere Weltmeister wie Petro Mamu, Antonio Molinari und Marco de Gasperi haben den Weg in den Chiemgau gefunden, nicht zuletzt, weil Bibi Anfang sie alle persönlich eingeladen hatte. Und dies mit eher rudimentärem Englisch, dafür aber kräftigem Urbayerischen. Und das selbst verstand irgendwann einmal der neuseeländische Weltmeister Jonathan Wyatt…
Mit Ehrfurcht vor seinem Lebenswerk verneigte sich, sichtlich bewegt, der heutige Weltpräsident Jonathan Wyatt, der 1999 erstmals nach Bergen kam und von dieser Zeit an Stammgast im Hause Anfang war. Mit bewegenden Worten schilderte er dabei die Ankunft auf dem Bahnhof in Bergen – und man verstand sich auf Anhieb „mit Händen und Füßen“. Legendär Begebenheiten anlässlich der WM im Jahr 2000, als sich Bibi Anfang mit einer Schaufel bewaffnet gegen kurzfristige Verlegungen des Zieleinlaufes mit Erfolg wehrte. Denn dieser Zieleinlauf ist wirklich einmalig, fast überhängend geht es hinauf zum Starthäuschen, Relikt des Skirennsports – und so ist der Zieleinlauf bis heute geblieben.
„Wir trauern um Bibi und seine Begeisterung für unseren Sport. Er war über Jahre hinweg der engagierteste Funktionär, der zudem auch den klassischen Berglauf gegen alle modernen Entwicklungen verteidigte. Die gesamte Berglaufwelt kondoliert der Familie und der Berglaufgemeinde Bergen!“ so Jonathan Wyatt.
Und Wolfgang Münzel, der langjährige Berglaufchef des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und heutiger Organisationsdirektor beim Weltverband WMRA, erinnerte an sein umfangreiches Engagement für den deutschen Berglauf. „Bibi war eine Seele von Mensch, konnte aber auch wie bei der WM 2000 bei Details schon ein richtiger Dickschädel sein. Die Athleten hat er stets großzügig behandelt, ein Grund mehr für die große Akzeptanz in der internationalen Berglaufszene. Auch wenn deutsche Athleten zumeist um Bergen einen Bogen machten und er dieses auch öffentlich kritisierte, für Trainingslager der Nationalmannschaft zeigte er sich stets überaus hilfsbereit und großzügig. Er hatte schon früh die Faszination des Berglaufes erkannt und hat mit seiner Organisation von Welt- und Deutschen Meisterschaften sowie World-Cup-Läufen Maßstäbe gesetzt“.