Mit Simone Niggli-Luder und Marc Lauenstein stehen zwei Schweizer beim prestigeträchtigen Jungfrau-Marathon als Zweite im Blickpunkt des Interesses
Für die Organisatoren der achtzehnten Auflage des Jungfrau-Marathon war es eine Veranstaltung nach Wunsch. Bilderbuchwetter am zweiten Septembersamstag, 6000 Läuferinnen und Läufer quer durch alle Wettbewerbe beim Marathon-Wochenende mit insgesamt 4036 Finishern auf der Kleinen Scheideck und großartige Leistungen nicht nur an der Spitze, sondern quer durch alle Altersklassen bei den Startern aus 60 Nationen – der Jungfrau-Marathon zeigt viele Facetten – und alle dürfen sich dabei als Sieger fühlen.
In einer spannenden Aufholjagd war dabei die 17fache Oierungslauf-Weltmeisterin und dreifache Schweizer Sportlerin des Jahres Simone Niggli-Luder bis auf 43 Sekunden an die zeitweise mit knapp drei Minuten führende Ungarin Simona Staicu herangelaufen und lag natürlich in der Gunst der vielen Marathonfans im Schlussteil der Strecke auf der Moräne und vor allem im spektakulären Zielgelände auf 2 100 Metern vor dem majestätischen Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau. Doch die zweifache Siegerin (2006, 2008) kämpfte mit dem Mut und dem Können ihrer langen Leistungssportkarriere ins Ziel und holte sich den dritten Sieg im jeweils Zwei-Jahre-Rhythmus. Wie stark derzeit die schweizer Langstrecklerinnen sind, das unterstreichen die nächsten Plätze. Davos-Champion Jasmin Nunige holte Bronze mit nur 1:25 Minuten Rückstand auf die Siegerin und sorgte damit für einen der dichtesten Einlaufe bislang. Hinter der US-Läuferin Megan Lund folgte die Vorjahressiegerin Claudia Landolt, die im Juni beim LGT-Marathon der Ungarin Simona Staicu um acht Sekunden unterlegen war. Ihr Marathondebüt gab Glacier 3000-Run-Siegerin Daniela Gassmann als Siebte. Unter den Starterinnen auch die frühere 1500 m-Junioren-Weltmeisterin Anita Weyermann, die sich als 20. und Hobbyläuferin direkt hinter der früheren Siegerin Carolina Reiber auf dem schweren Kurs überaus achtbar schlug.
Bei den Männern zeigte der fünffache Berglauf-Weltmeister (auf Bergauf-bergabführenden Strecken) Marco de Gasperi seine Klasse und gewann mit einem stetig wachsenden Vorsprung im steilen Aufstieg nach Wengen und zur Kleinen Scheidegg mit einer letztlich sechs Minuten Differenz in 2:56:42 Minuten. Der als Mitfavorit gehandelte Marc Lauenstein, der vor erst drei Wochen bei der Langdistanz-WM am Pikes Peak Zweiter werden konnte, hatte gegen den starken Italiener keine Chance und wurde mit 3:03:01 Stunden Zweiter vor dem starken Briten Huw Low und den beiden Südtirolern Gerd Frick und 2008-Sieger Hermann Achmüller. Weder die hoch gehandelten Kenianer, von denen Henry Kemboi in Lauterbrunnen noch mit drei Minuten Vorsprung das Feld der über 4 000 Läufer angeführt hatte oder Raymond Kemboi Chemungor (Langdistanz-WM-Vierter 2009) bzw. Daniel Bett (Langdistanz-WM-Sechster 2009), noch der vierfache Berglauf-Europameister Ahmet Arslan spielten bei dem Hochgebirgsspektakel im Finale eine entscheidende Rolle. Achtungserfolge gab es hingegen im starken Spitzenfeld für den Walliser Vorjahreszweite Ancay Tarcis und LGT- Marathon-Sieger Patrick Wieser auf den Plätzen sechs und acht.
Seinen ersten Marathon beendete der Extrembergsteiger Ueli Steck auf dem 186. Rang, Mister Schweiz André Reithebuch debütierte als 1787. Für die deutschen Starter gab es eher bescheidene Platzierungen, sieht man einmal von Elias Sansar aus Detmold ab, der als Siebter sogar bis in die Top ten hineinlaufen konnte. Die Nationalmannschaftsläufer Martin Schedler und René Stöckert landeten auf den Rängen 21 bzw. 45. mit 27 bzw. 40 Minuten Rückstand auf die Spitze.