Starker Auftritt des Tri-Team Kleinwalsertal bei der Berglauf-Premiere mit ÖLV-Titelkämpfen vor der Kanzelwand – Alexander Rieder und Sandra Baumann Staatsmeister
Nörgler und Besserwisser gibt es allerorts. Doch davon haben sich die Macher des Tri-Team Kleinwalsertal im westlichen Zipfel der Alpenrepublik nur unwesentlich beeinflussen lassen. Letztlich gab es Beifall für die eine gelungene Veranstaltung von knapp zweihundert Läufern, die der „Vision“ des Tri-Team Kleinwalsertal mit einem „Berglauf der Extraklasse“ folgen wollten. Als letztlich am Sonntagmorgen in Riezlern der Startböller fiel, mussten sechs Kilometer mit 888 Höhenmetern überwunden werden. Der zu den Medaillenanwärtern bei den im Juli in Bursa anstehenden Europameisterschaften zu zählende Schweizer David Schneider und die Innsbrucker Lehramtsstudentin Lisa Reisinger stürmten dabei die neue Berglauf-Herausforderung im Sauseschritt hinauf und setzten mit 38:21 bzw. 46:01 Minuten das erste Maß.
ÖLV-Vizepräsident Dr. Christian Käfer lobte nicht zu Unrecht die Walser für ihr Engagement und die Begeisterung für den Berglauf, ohne dabei auch weitere Perspektiven für die Zukunft zu eröffnen: „Wenn ein Verein so initiativ ist, dann sollten wir alles versuchen, um noch weitere internationale Wettbewerbe ins Kleinwalsertal zu holen!“ Und kündigte zugleich unter dem Beifall der leistungsstarken Läufer bei der Siegerehrung auch die Installation eines Höhenleistungszentrums im Kleinwalsertal an: „… damit wir Österreicher nicht immer nach St. Moritz zum Training fahren müssen!“
Dies jedenfalls dürfte weder David Schneider noch Lisa Reisinger interessieren, die den Kanzelwand-Berglauf als wichtiges Training für die anstehenden Aufgaben, so unterschiedlich diese auch sein mögen, ansahen. Vor allem David Schneider ist ein Kandidat für eine EM-Medaille. Eindrucksvolle Siege am Gamperney-Berglauf, am Grand- Ballon, beim Rütlischwur-Gedenklauf und letztlich an der Kanzelwand sind ausreichende Belege, dass der 30jährige frühere Orientierungsläufer, der mit seiner Lebensgefährtin Thea Lillehov in Wien lebt, um die Medaillen laufen wird. „Das ist schon ein hochgestecktes Ziel. Aber ich sehe schon eine realistische Chance….“ Soweit jedenfalls ist der sehr zurückhaltende Schweizer bereit, sich aus dem berühmten Fenster zu lehnen.
Mit 38:21 Minuten lief Schneider ein einsames Rennen an der Spitze. Über die kurze Distanz von nur sechs Kilometern folgte erst üppige zwei Minuten später mit Alexander Rieder der alte und neue österreichische Staatsmeister vom LSV 1990 Kitzbühel sehr zur Freude seines Mentors Franz Puckl. Dann ging es allerdings Schlag auf Schlag: Simon Lechleitner holte sich zwanzig Sekunden dahinter die Silbermedaille vor dem starken Peter Pripfl, erst dann mit Markus Hohenwarter, Richard Obendorfer und Robert Start die bekannten Namen der Berglaufszene. Urgestein Helmut Schmuck, obwohl inzwischen Berglaufreferent des Österreichischen Berglauf- Verbandes, ließ sich es nicht nehmen, um die Kandidaten für die EM direkt im Feld in Augenschein zu nehmen, wurde noch Achter mit knapp zwei Minuten Rückstand auf Alexander Rieder. Auf Rang neun folgte mit Stefan Hubert ein talentierter junger Läufer des SV Sömmerda, der sich damit für die EM-Mannschaft des DLV als „vierter Mann“ qualifizieren konnte.
Apropos Europameisterschaften. „Das ist mir zu weit weg. Ich konzentriere mich lieber auf die Deutschen“, sagte Lisa Reisinger nach einem ihrer besten Rennen überhaupt. Die in Innsbruck studierende zweifache deutsche Berglaufmeisterin des SSC Hanau-Rodenbach wusste gerade erst vor fünf Tagen ein besonderes Erfolgserlebnis zu vermelden, denn ihre erste Examensprüfung schloss sie mit „sehr gut“ ab. Ob sie im Berglaufen auch mit der Note eins bewertet werden kann, das verhinderte ein direkter Vergleich mit der weltbesten Bergläuferin Andrea Mayr, die zwar als Topfavoritin angekündigt war, aber wegen Rückenbeschwerden kurzfristig abgesagt hatte. „Schade, ich hätte gerne gesehen, wie ich im Vergleich zu Andrea ausgesehen hätte“, bedauerte Lisa Reisinger den somit nicht zustande gekommenen Vergleich. Somit sind die 46:01 Minuten als Siegerzeit sicherlich ein Fingerzeig, aber letztlich nicht mehr als „nur“ Streckenrekord.
Durch das Fehlen von Andrea Mayr war natürlich der Kampf um die Staatsmeisterschaft offen. Lachende Siegerin dabei die 38jährige Sandra Baumann, die sich erst auf dem Schlussanstieg den Sieg und damit ihre 20. Meisterschaft sichern konnte. „Ich habe mir immer gesagt, dass ich mit 19 Titeln nicht aufhören könne, aber dass ich den 20. Titel gerade hier beim Berglauf erringen würde, das habe ich nun wirklich nicht gedacht!“ freute sich die Linzerin über das Jubiläum. Mit 47:55 Minuten lag sie natürlich deutlich hinter der 13 Jahre jüngeren Deutschen zurück, aber 13 Sekunden vor der sehr stark auftrumpfenden erst 16jährigen Susanne Mair, die zugleich Juniorinnenmeisterin wurde. Auf Rang sieben sicherte sich die 20jährige Nora Coenen aus dem hessischen Krofdorf-Kleiberg das Ticket für die Europameisterschaften im deutschen Team.