Schwede gewann zum sechsten Mal in Folge den Swissalpine – Herausragende Jasmin Nunige lief als Gesamtdritte (!) beim 79 km langen Hochgebirgslauf durch die Landschaft Davos – Göttinger Florian Reichert Zweiter im K21-Wettbewerb – Knapp 5000 Teilnehmer in insgesamt 8 Wettbewerben – Sonne, Gewitter und Graupelschauer forderten die Läufer
Zwei Namen prägten wie selten zuvor den den Swissalpine in der Landschaft Davos: Der Schwede Jonas Buud und die einheimische Jasmin Nunige. Die hochalpine Herausforderung K78 über 79,4 km und einer Höhendifferenz von 2600 m mit den Kulminationspunkten Keschhütte (2632 m) und Sertigpass (2739 m) meisterten beide mit Bravour, dem Schweden gelang dabei der sechste Sieg in Folge, der Schweizerin bei ihrem vierten Sieg seit 2007 als Dritte (!) des Gesamteinlaufes ein besonderes Glanzstück. Jonas Buud setzte sich nach 50 Kilometern von den bis dahin hervorragend mithaltenden Dimitri Tsyganov (Russland) und Woody Schoch (Schweiz) mit scheinbarer Leichtigkeit ab und lief den Schlusspart als exzellenter Bergabläufer nach 5:57:25 Stunden und einem Vorsprung von zwölf Minuten vor Tsyganov (6:09:33) und dem Schweizer Martin Schmid (6:32:08), während dessen Landsmann und Mitfavorit Schoch noch vor dem Sertigpass (km 60) aufgeben musste. Das überaus reizvolle Rennen der jeweils dreimal bislang erfolgreichen Jasmin Nunige und Elizabeth „Lizzy“ Hawker (Groß-Britannien) war bereits nach 17 Kilometern entschieden, als sich die in Davos lebende frühere Skilanglauf-Olympiastarterin von der Vorjahressiegerin lösen konnte und mit sensationell starken 6:31:43 Stunden ihrer ärgsten Widersacherin bis ins Ziel im Sportzentrum Davos 24 Minuten abnehmen konnte. Hinter der Britin (6:56:30) folgte ihre Landsfrau Joasia Zakrzewski (7:21:30).
Starke Gewitter hatten in der Nacht zum Samstag in der Landschaft Davos erheblichen Schäden verursacht, die letztlich zu einer kleinen Korrektur des Streckenverlaufs zwischen Filisur und Bergün führte. Am Renntag starteten die Läufer bei zunächst hervorragenden Witterungsverhältnissen. Dies änderte sich allerdings zwischen Bergün, den Aufstiegen zur Keschhütte und dem Sertigpass und dem Abstieg nach Sertig-Dörfli, als Regen, starker Wind und letztlich Graupelschauer die Willensstärke der K78- und K42-Läufer auf eine harte Bewährungsprobe stellte. Als sich Jonas Buud und Jasmin Nunige im Ziel feiern lassen konnte, da lachte sogar die Sonne. Später einsetzende Gewitterschauer trafen jedoch dann wieder viele Läufer im hinteren Teil des Starterfeldes.
„Es ist für mich ein einmaliges Erlebnis, als nunmehr vierfache Siegerin in meiner Heimatstadt ins Ziel einlaufen zu können“, kommentierte eine glückstrahlende Jasmin Nunige ihr Glanzresultat. Die im Vorjahr wegen ihrer Erkrankung (Multiple Sklerose) fehlende Davoserin hatte vor einigen Monaten nach einer gesundheitlichen Krise nur schwer in die Saison hereingefunden, denn nach einem leicht herausgelaufenen Sieg beim LGT-Marathon folgte ein dritter Rang beim Zermatt-Marathon – und nun dieser grandiose Auftritt als Gesamtdritte unter den insgesamt 1222 Teilnehmern. „Vor zwei Wochen habe ich plötzlich gemerkt, dass ich wieder ein starkes Laufgefühl gefunden hatte und mich deshalb für den Swissalpine entschieden. Meine gute Wintervorbereitung dürfte heute einen entscheidenden Ausschlag gegeben haben!“ Das schnelle Starttempo hatte vor allem ihre britische Konkurrentin verursacht, doch bereits bei den ersten Anstiegen vor Monstein (17 km) war Jasmin Nunige alleine an der Spitze. „So, jetzt laufe ich mein Rennen, habe ich mir gesagt. Hatte aber immer noch Bedenken trotz meines großen Vorsprungs, dass es mich im lang gezogenen Anstieg im Val Tuors nicht doch aufstellen würde“. Wie stark die 39jährige letztlich war, zeigt ihr flüssiger Laufschritt noch hinauf zum Sertigpass, denn allenfalls noch Budd und Tsyganov noch einhalten konnten.
Hinter Elizabeth Hawker, die inzwischen zeitweise in der Schweiz in Scuol und Klosters lebt, aber mit zunehmender Streckenlänge unter Rückenproblemen litt, kam ihre Landsfrau Joasia Zakrzewski ins Ziel. Denise Zimmermann, die Graubünden-Marathon-Erste und Siegerin des Bieler 100 km-Laufes, landete als Vierte neben dem Siegertreppchen. Hinter Jeannette Dalcomo (Schweiz) und Kate Pallardy (USA) lief die aus Neckarteilfingen stammende Anja Karau mit 7:56:31 Stunden auf Rang sieben und gewann zudem die W 40-Kategorie. Mit Birgit Fauser (Bad Wurzach) und Nicole Pfaue (Remshalden) kamen zwei weitere Deutsche auf den Rängen 8 und 10 unter die Preisgeld relevanten „top“.
Mit Jonas Budd, Woody Schoch, Dimitri Tsyganov und dem Norweger Trond Idland lagen im malerischen Bergün am Fuße des Albulapass noch vier Läufer gemeinsam an der Spitze, doch wenig später hatte Idland das Rennen vorzeitig aufgegeben wie übrigens auch Martin Cox, der über Kniebeschwerden klagte. „Wir sind zur Keschhütte dann etwas langsamer hoch, dafür aber etwas schneller bergab gelaufen“, kommentierte „Mr. Swissalpine“ Jonas Buud den weiteren Rennverlauf – zur Entscheidung vor dem Anstieg zum Sertigpass. Diese Entscheidung fiel übrigens mit dem Ravaischsee exakt an der Stelle, an der der Schwede im Vorjahr auch den bis dahin führenden Briten How Lobb abschütteln konnte. „Bergablaufen kann ich, und darauf habe ich wiederum vertrauen können!“ Im Vorjahr hatte sich Jonas Buud eigentlich schon von Davos verabschiedet, sich dann aber „auf Familiendruck“, wie er lachend erklärte, für eine sechste Teilnahme entschieden. So gilt bis auf weiteres die Gleichung Swissalpine ist gleich Jonas Buud.
Mit dem Russen Dimitri Tsyganov könnte allerdings ein ernstzunehmender Konkurrent Spaß am Swissalpine gefunden haben, denn der 25jährige Russe hatte sich erst am Donnerstagabend in Davos nachgemeldet und sich dabei eine Elitestartnummer mit sehr handfesten Belegen erbeten, nämlich der Präsentation von Medaillen, Pokalen und Urkunden von namhaften Ultraläufen in Italien, Österreich und seiner russischen Heimat. Der Zermatter Polizist Martin Schmid kam bei seinem Debüt als Dritter auf Anhieb auf einen Podestplatz bei den Männern, allerdings wie bereits ausgeführt, hinter der tagesschnellsten Frau im Starterfeld, Jasmin Nunige. Dass Jonas Buud in Schweden eine kleine Lawine in Sachen Swissalpine losgetreten hat, das unterstreichen Patrik Verme und Mattias Jonson auf den Rängen fünf und zwölf.
Mit Gion-Andrea Bundi und Seraina Boner gewannen übrigens zwei weitere einheimische Starter die Wettbewerbe K42 und K21, zudem mit Andrea Huser (K42) eine weitere Schweizerin einen der Ergänzungs- Wettbewerbe. K21-Sieger wurde der Äthiopier Abraham Eshak vor dem aus Göttingen stammenden Florian Reichert, der damit für die beste Platzierung eines deutschen Teilnehmers beim Swissalpine sorgte. Die Deutschen stellten übrigens mit 1000 Teilnehmern die größte ausländische Startergruppe.