29jähriger Thüringer überrascht die Berglauf-Spezialisten- Als Lohn winkt der WM-Einsatz beim Jungfrau-Marathon im September – Neuer Streckenrekord von Daniela Gassmann-Bahr – Von Gstaad zum Skigebiet Glacier 3000 über 26 Kilometer und 1900 Höhenmeter
Mit einer bärenstarken Leistung katapultierte sich der siebenfache Rennsteiglaufgewinner Christian Seiler aus Zeulenroda als Sieger des 26 km langen Glacier 3000 Run mit 1900 Höhenmeter von Gstaad hinauf zum Skigebiet Glacier 3000- Les Diablerets in die deutsche Nationalmannschaft für die Berglauf-Langdistanz- Weltmeisterschaften im September beim Jungfrau-Marathon in Interlaken. Der für den LC Erfurt startende 29jährige dominierte dabei in seinem nach eigenen Aussagen ersten „richtigen Berglauf“ das schwere Hochgebirgsrennen vom Start weg im mondänen Gstaad und lief nach 2:23:47 Stunden als Überraschungssieger auf der Terrasse der Bergbahn auf 2 950 m ins Ziel vor den beiden Schweizern Christian Mathys (2:24:58) und Stephan Wenk (2:28:50) und zwei weiteren Deutschen, Marco Sturm (2:30:34) und Michael Barz (2:30:49).
„Die Schweizer sind verrückt, wie kann man denn so einen Berg hinauf laufen“, entfuhr es dem Überraschungssieger Christian Seiler auf dem Zielplateau auf knapp 3000 m Höhe. Dies aber mit berechtigtem Stolz, denn bislang war der 29jährige Thüringer eher als Sieger des legendären Rennsteiglaufes aufgefallen, der mit zahlreichen Bergauf- und Bergabpassagen keinem Vergleich mit den Läufen in der Schweiz standhalten kann. „Ich bin besser als erwartet die Steilpassagen hinaufgekommen, hatte keinen Einbruch, auch wenn ich nach der Cabane einige Male etwas gehen musste“. Was freilich keine Schade ist, denn jeder Klassebergläufer muss in Steilpassagen in den unvermeidlichen Berggang überwechseln. Der aus Zeulenroda stammende Christian Seiler hatte sich nach 16 eher flachen Kilometern von seinem letzten Wegbegleiter Christian Mathys lösen können und absolvierte den weitaus schwierigen Part des Rennens alleine an der Spitze. „Ich wusste praktisch nicht, auf was ich mich da eingelassen hatte. Aber wenn man zur WM will, dann muss man diese Chance wahrnehmen!“ Gesagt, getan. Für Christian Seiler schließt sich übrigens am 9. September in Interlaken ein Kreis, denn bereits 2001 stand Christian Seiler im Nationaltrikot, als Jugendlicher bei den Cross-Europameisterschaften in Thun. Dazwischen war er neben seinen Siegen am Rennsteig, darunter auch ein hervorragender Streckenrekord über die Supermarathondistanz von 74 km im Mai 2012 in neuer Streckenrekordzeit von 5:10:22 Stunden, erfolgreich auf der Straße unterwegs, wie die Bestzeiten von 1:06:34 und 2:18:11 Stunden über die Halb- und Marathondistanz ausweisen. „Die Landschaft ist natürlich klasse, für mich ist es aber ein großer Reiseaufwand, deshalb kann ich diese Startgelegenheiten nur selten wahrnehmen!“
Einen guten Eindruck hinterließen mit Marco Sturm und Michael Barz zwei weitere Deutsche, die als Vierter und Fünfter knapp an den Podestplätzen vorbeiliefen und dabei den Schweizern Christian Mathys und Stephan Wenk den Vortritt lassen mussten, die sich ebenfalls für die Berglauf-Langdistanz-WM qualifizieren konnten. Neben Seiler werden bei den Berglauf-Langdistanz-Weltmeisterschaften im Rahmen des Jungfrau-Marathon die bereits zuvor schon feststehenden Ulrich Benz (LG Brandenkopf), Marco Sturm (LLC Marathon Regensburg), Stefan Hubert (SV Sömmerda) und Martin Schedler (LAZ Saarbrücken) die DLV-Farben vertreten.
Bei den Frauen holte sich Daniela Gassmann-Bahr (Schweiz) bei ihrem dritten Start den dritten Sieg – und standesgemäß erneut in Streckenrekordzeit. Die frühere Mountainbike-Olympiastarterin steigerte bei ihrem Start- Ziel-Sieg ihre im Vorjahr aufgestellte Höchstmarke um fast drei Minuten auf 2:41:19 Stunden und hatte dabei elf (!) Minuten Vorsprung auf die erstaunlich starke Anita Weyermann, die im Juniorenalter zweimal Cross-Weltmeisterin und später 1500 m-Europameisterin werden konnte und als Radioreporterin im Ziel anstelle einer ausreichenden Regeneration mit dem Mikrofon und dem Aufnahmegerät für Radio Berner Oberland „unterwegs“ war. Und dabei natürlich auch Christian Seiler interviewte. Deutsche Läuferinnen waren in der Spitze nicht unterwegs.