Sensationeller Erfolg für den DLV bei den Berglauf-Weltmeisterschaften in Casette di Massa – Sarah Kistner läuft hinter Stella Chesang (Unganda) zur Silbermedaille – Österreicherin Andrea Mayr holt fünften WM-Titel im Berglauf im spektakulären Gelände der Marmorsteinbrüchen von Massa und Carrara
Dreiundzwanzig Jahre mussten die deutschen Bergläufer warten, bei bei einem Weltchampionat die deutsche Flagge gehisst und die Nationalhymne gespielt werden konnte. Bei den 30. Berglauf-Weltmeisterschaften in Casette di Massa gewannen die deutschen U 20-Juniorinnen mit Sarah Kistner (MTV Kronberg), Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik) und Annika Seefeld (LG Staufen) Mannschaftsgold mit 8 Punkten vor USA (12), Tschechien (8) und Groß-Britannien (19). Aber damit nicht genug, in der Einzelwertung holte Sarah Kistner hinter Stella Chesang (Uganda) auf der 3,8 km langen Strecke mit 320 Höhenmetern überraschend die Silbermedaille.
„Wenn ich ehrlich bin: Ich habe im Stillen zwei Medaillen erwartet“, so der deutsche Berglauf-Chef Wilfried Raatz, „aber niemals mit dem Mannschaftssieg. Das ist für den deutschen Berglauf ein historischer Erfolg! Wenn dann noch eine 18jährige auf das Podest in der Einzelwertung stehen kann, dann ist dies schon für uns ein perfekter Tag!“ 23 Jahre nach dem Juniorensieg von Uli Steidl in Zermatt durfte der Deutsche Leichtathletik-Verband wieder über Gold jubeln. „Das beste daran ist, dass dieses Team noch mindestens ein Jahr bei internationalen Titelkämpfen in der U 20-Klasse starten kann“. Die DLV-Juniorinnen gingen zum Auftakt der Titelkämpfe in der skurilen Kulisse der Marmorsteinbrüche von Massa und Carrara mit viel Mut ins Rennen der mit 44 Läuferinnen besetzten Kategorie. Nach einer Tunnelpassage von 600 m begann der eigentliche, wellenförmige Anstieg zum Ziel – und die die starke Phase der deutschen Läuferinnen. „Ich war zunächst Fünfte oder Sechste, dann ging es die Anstieg hinauf – und plötzlich war ich Zweite!“ schilderte die 18jährige Sarah Kistner ihre Aufholjagd zu Silber. Damit schaffte sie die gleiche Platzierung wie zwei Jahre zuvor Julia Lettl 2012. „In den Serpentinen konnte ich immer erkennen, ob die Konkurrenz wieder näher kommen würde“. Aber die Angst war unbegründet, denn die Tschechin Michaela Stranska und vor allem die Titelverteidigerin Armanda Ortiz (USA) folgten mit letztlich 22 bzw. 38 Sekunden auf den nächsten Plätzen. Im harten Kampf um Rang fünf unterlag zwar Nada Balcarczyk um eine Sekunde, aber das reichte zum sensationellen Erfolg der U 20-Girls. Das deutsche Team komplettierte Annika Seefeld als 21.
Eine ebenso starke Vorstellung gelang Maxilmilian Zeuss (DJK Weiden) bei den U 20-Junioren. Als Zwölfter über 8,9 km und einer Höhendifferenz von 710 m steigerte er sich gegenüber den letztjährigen Titelkämpfen um elf Ränge und war damit genau im Plansoll, mit dem der talentierte U 20-Athlet selbstbewußt ins Rennen gegangen war.
Einen überaus schweren Stand hatten auf der technisch anspruchsvollen Strecke mit starken Bergabpassagen die Männer und Frauen. Bei den Frauen marschierte Andrea Mayr auf der 8,9 km langen Strecke mit 710 Höhenmetern mit einem erstaunlich großen Vorsprung von über zweieinhalb Minuten Vorsprung nach 45:07 Minuten zum fünften Weltmeisterschaftserfolg. „Ich habe immer Angst, dass noch eine von hinten aufschließen könnte. Aber es ist nun ein tolles Gefühl, zum fünften Mal zu gewinnen!“ so die Wiener Ärztin nach ihrem Sieg vor Lucie Wambui Murigi (Kenia) und Allison McLaughlin (USA). Die Teamwertung gewann erwartungsgemäß Italien mit 32 Punkten vor Groß-Britannien (41) und USA (63). Die deutschen Läuferinnen mit Monique Siegel (30./ 53:35), Melanie Noll (38./ 54:05) und Birgit Unterberger (41./54:30) wurde Zehnte von 20 Mannschaften.
Ausgerechnet dem saisonbesten deutschen Bergläufer passierte beim Start auf der 12,5 km langen Strecke mit 1100 Höhenmetern ein Riesenmalheur, als er über bereits am Boden gestürzte Läufer fiel und im Feld der 166 Läufer hoffnungslos auf dem zumeist engen Streckenverlauf ins Hintertreffen geriet – und als 49. unter Wert geschlagen ins Ziel einlief. Bester DLV-Läufer war dicht davor als 45. Benedikt Hoffmann, der nach seinem enttäuschenden Abschneiden in der Vorwoche in Düsseldorf (10 km-Meisterschaften) ein achtbares Resultat erreichte. Jonas Lehmann (66.9 und Philipp Marschall (76), komplettierten das deutsche Team, das als Elfter von 23 Mannschaften gewertet wurde.
Einmal mehr wurde die Konkurrenz von den afrikanischen Läufern dominiert. Isc Kiprop, Daniel Rotich und Kibet Sovekwo sorgten für einen dreifachen Erfolg für Uganda. Europameister Bernard Dematteis schrammte als bester Europäer auf Rang vier an den Medaillen ebenso vorbei wie die früheren Weltmeister Petro Mamo (Eritrea) und Ahmet Arslan (Türkei) auf den Plätzen sieben und acht.