Timo Zeiler einmal mehr der Tagesschnellste in Unterharmersbach
Es war der überzeugende Auftritt des fünffachen deutschen Berglaufmeisters Timo Zeiler beim „Heimspiel“ seines Vereins, denn mit dreieinhalb Minuten Vorsprung wiederholte er seinen vorjahressieg beim TrailRUN21 im Zeller Stadtteil Unterharmersbach im Mittelschwarzwald. Bei den Frauen gab es nach einem packenden Sprintfinale einen Sieg für Marilyne Haas vor Corona Leiber und Anja Carlsohn, die 16 km lang in Führung lag. Einmal gab es viel Lob für eine überzeugende Organisation, aber auch angesichts der geringen Beteiligung von 118 Finishern bleibt vieles offen für die Zukunft. Allerdings gibt es auch Pläne für die Ausrichtung der Langdistanz-Weltmeisterschaften im Harmersbachtal….
Es bleibt dabei, Timo Zeiler als langjährigem Ass der deutschen Berglaufszene ist so schnell nicht beizukommen, auch wenn der offizielle Rücktritt vor zwei Jahren ein fester Entschluss war. Doch der inzwischen 35jährige Betriebswirt von der Schwäbischen Alb ist von „seiner“ Sportart so begeistert, dass er immer wieder neue Herausforderungen findet, die ihn mit Engagement hier und da in der Berglaufszene auftreten lässt. Gerade erst drei Wochen ist es her, als er beim Transalpine von Garmisch-Partenkirchen nach Brixen über 260 km und 14.000 Höhenmetern zusammen mit der früheren U20-Berglauf-Europameisterin Melanie Albrecht zum überzeugenden Teamerfolg kam. Unmittelbar zuvor hatte er für seinen Verein LG Brandenkopf die deutsche Masters-Meisterschaft bei den Berglauf-Titelkämpfen am Tegelberg in Füssen gewinnen können… So zweifelte letztlich niemand an der Wiederholung seines im letzten Jahr so überzeugenden Premierensiegs beim TrailRUN21 in Unterharmersbach.
„Aufgrund meiner beruflichen Inanspruchnahme bin ich kaum zum Training gekommen“, wehrte Timo Zeiler jedoch voreilige Schlüsse ab. „Mir steckt natürlich noch der Transalpine in den Knochen, auch wenn mich der Gesamtsieg in der Duo-Wertung unheimlich stolz macht, weil ganz einfach niemand mit uns rechnen konnte!“ Dennoch stand der Start bei seinem Verein nicht zur Disposition. Ein Blick in die Startliste bestätigte jedoch seine Favoritenrolle, wenngleich mit den beiden Eritreern Yemane Gebrezgher und Filmon Teklebrhan im Trikot des LC Breisgau zwei eher unberechenbare Läufer am Start standen. Sowohl der in der Schwarzwald-Pokal- Wertung führende Bruno Schumi als auch der in Freiburg lebende WM-langdistanzfünfte Benedikt Hoffmann hatten nicht gemeldet, sodass sich schon rasch nach dem Start am Heimatmuseum Fürstenberger Hof mit Timo Zeiler sicherlich auch der Wunschsieger des veranstaltenden TV Unterharmersbach „nach vorne“ absetzen konnte.
Für Timo wurde es letztlich ein Alleingang. Ohne jeglichen Druck konnte er das Rennen gestalten – und heizte letztlich aber dennoch dem vorrausfahrenden MTB-Fahrer ordentlich ein. „Offenbar habe ich durch den Transalpine meine Bergab-Lauffähigkeiten wieder verbessert, das hat richtig Spaß gemacht!“ freute sich Timo Zeiler letztlich über den erneuten Sieg, auch wenn der stetige Rhythmuswechsel auch ihm die Beine schwer werden ließen. „… und fast so schnell wie im Vorjahr!“ Die Recherche jedoch ergab ein umgekehrtes Bild: Mit 1:20:05 Stunden lief Timo Zeiler fast eineinhalb Minuten schneller als im Vorjahr, als ihm mit Ulrich Benz und Bruno Schumi zwei leistungsstarke Verfolger auf den Fersen liefen.
Ein bemerkenswertes Rennen lief Yemane Gebrezgher, der mit 1:24:40 Stunden eine Zeit ablieferte, die er im Frühjahr beim Freiburg-Marathon auf einer eher flachen Strecke erreichte. Offenbar trägt das zielgerichtete Training beim LC Breisgau gute Früchte. Der erst 17jährige Eritreer profitierte dabei allerdings von den „Interpretationsproblemen“ des bis zum zwanzigsten Kilometer auf Rang zwei laufenden Maximilian von Lippe, der an einer Wegkreuzung einen Richtungspfeil falsch interpretierte und mit zwei Minuten Rückstand auf Rang zwei letztlich nur Fünfter wurde – und dabei wertvolle Punkte beim finalen Wettbewerb des Schwarzwald-Pokals 2016 verspielte. Nachdem der erste Ärger beim 28jährigen vom LT Metlangen verraucht war, musste er eingestehen: „Ich hätte natürlich auch merken müssen, dass wir diesen Abschnitt am Anfang auch schon einmal gelaufen waren…!“
Fast auf die Sekunde genau traf Théophile Haas als Dritter seine Vorjahreszeit mit 1:26:05 Stunden – nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass er im Vorjahr damit nur Sechster geworden war. Der eigentliche Mountainbiker Roland Golderer holte Rang vier vor dem etwas unglücklich dreischauenden Maximilian von Lippe. Hinter dem M40-Sieger Tilo Minges folgte mit dem 20 Jahre alten Filmon Teklebrhan ein weiterer eritreischer Läufer, der allerdings mit Seitenstichen zu kämpfen hatte und nach einer Anfgangseuphorie merklich zurückschalten musste.
Auf dem Trailkurs, übrigens stellenweise identisch mit der ausgeschilderten Hahn-und-Henne-Runde im Wandergebiet Naturpark Schwarzwald, lässt sich trotz der 650 Höhenmeter mit stetigem Auf und Ab auf ebenso ständigem wechselndem Untergrund auf stellenweise rutschigem Boden flott laufen. Das unterstreichen sicherlich auch die schnellen Endzeiten an der Spitze. „Es war wieder einmal sehr schön“, stellte M45-Sieger Ronny Seifert als Tageszehnter nach einer Laufzeit knapp über eineinhalb Stunden treffend fest, „die vielen Wellen tun aber ganz schön weh!“ M50-Sieger Marcus Kamenzin ergänzte kurz und knapp „Ein geiler Lauf!“ Und Mekki Saad mit auffälliger Lockenmähne deutete auf seine mit Matsch verschmierten Ellbogen und Beine hin („Ich hatte leider kein ABS eingeschaltet“), zeigte sich aber bestgelaunt über Rang zwölf zufrieden.
In flotter Manier absolvierten drei Läuferinnen der LG Brandenkopf als „Hahn und Henne-Staffel“ den Parcours. Angeführt von der Startläuferin Nadia Dietz, die als Vorjahressiegerin natürlich gerne ihren „Titel“ verteidigt hätte, aber wegen einer kaum auskurierten Verletzung nur den ersten Abschnitt, absolvierte, liefen Miriam Köhler und Helga Roth nach 1:40:18 Stunden deutlich vor der Staffel der Stadt Zell mit Bürgermeister Günter Pfundstein und Hauptamtsleiter Ludwig Börsig. Beim Entscheid um die schnellste Trailläuferin der zweiten Auflage ging es erheblich spektakulärer zu: 16 km lang führte die frühere Berglauf-Nationalmannschaftsläuferin Anja Carlsohn, ehe mit Marilyne Haas und Corona Leiber zwei Konkurrentinnen zum Schlussakkord antraten. Nach wechselnder Führung kam es zum Spurt auf der Zielgeraden mit einem glücklicheren Ende für die Vorjahresdritte Marilyne Haas mit einer Sekunden Vorsprung vor Corona Leiber. „Damit habe ich nicht gerechnet“, so die 26jährige mit sichtlicher Überraschung. Sie stammt ursprünglich aus Zell, wohnt inzwischen aber in Gutach und startet für den TV Biberach. Als Realschullehrerin in Schramberg dürfte ihr sicherlich am Montag der Beifall des Kollegiums und der Schüler gewiss sein. Seit kaum mehr als zwei Jahren läuft sie Trails, gelegentlich dabei begleitet von ihrem Bruder Théophile, der als Dritter des Männer-Wettbewerbes damit für einen großen Familienerfolg sorgen konnte.
Das Nachsehen hatte die frühere Biathletin Corona Leiber vom LT Furtwangen, die ein nicht minder starkes Rennen lief und sichtlich zufrieden war („Marilyne hat es verdient, sie war am Schluss stärker!“). Die 29jährige Freiburgerin läuft gerne profiliert und zudem nach dem Motto „Je länger desto lieber“ orientiert, verpasste es aber im Schlussteil, einen ausreichenden Vorsprung vor der laufstarken Marilyne herauszulaufen. Das Nachsehen hatte gewiss Anja Carlsohn, die allerdings freimütig bekannte: „Hinten heraus ist es ganz schön lang geworden. Mir fehlen einfach die Kilometer!“ Die Ernährungswissenschaftlerin aus Potsdam hat es dank einer Professur nach Schwäbisch Gemünd verschlagen und findet als zweifache Mutter kaum Zeit für ein geregeltes Training. „Abends vielleicht dreißig, vierzig Minuten. Mehr geht einfach selten!“ Imponierend jedoch ihre kämpferische Einstellung, mit der sie 16 Kilometer lang die Konkurrenz in Zugzwang brachte. Beim TV Unterharmersbach ist sie gewiss als Verstärkung im Frauenteam willkommen – aber auch als Referentin beim gut besuchten Referat am Vorabend im Seminarraum der Klosterbräustuben….
Nach leichtem Nieselregen gab es pünktlich zur Siegerehrung am Heimatmuseum Fürstenberger Hof sogar einige Sonnenstrahlen. Die neue Location kam übrigens bei den Teilnehmern gut an, wenngleich die Schwarzwaldhalle als frühere Heimstatt als Umkleide- und Duschgelegenheit sowie zur Startnummern-Ausgabe noch Anlaufpunkt war. „Wir haben den Aufwand deutlich reduziert“, erklärte Alfred Siegesmund als rühriger Organisator, „denn die Bestuhlung der Halle ist doch für unsere Helfer ein erheblicher Aufwand!“ Mit 156 Meldungen und letztlich 118 Finishern gab es allerdings bei den Trail-Machern vor Ort enttäuschte Minen. „Was nützt es, wenn alle die Veranstaltung toll finden, die Strecke loben und zufrieden nach Hause fahren, aber in Meldezahlen für das kommende Jahr schlägt das nicht zu Buche“, stellt Alfred Siegesmund ernüchternd fest. Mit 200 Läufern hatte er nach eigenem Bekunden gerechnet. „Es ist nicht der Durchbruch, den wir uns alle vorgestellt haben. Wir werden natürlich alles auf den Prüfstand stellen und entscheiden, wie es mit unseren Veranstaltungen weitergeht!“
Übrigens, an der Schwarzwaldhalle hängt eine Streckenkarte zu den European Masters, die vor genau zehn Jahren zum Brandenkopf durchgeführt wurden und als einer zahlreichen der Höhepunkte für die Macher beim TV Unterharmersbach gelten darf. Es wäre schade, wenn die Berglauf-Tradition im Zeller Stadtteil Unterharmersbach allmählich dem Ende entgegen würde. Nicht, dass man am Fuße des Brandenkopfes das Thema Berg- oder Landschaftslauf abschließen würde, vielmehr ist es die sportliche Angebotsvielfalt und der sich abzeichnende Generationswechsel, der die Läuferschar limitiert und auch in der Organisation Spuren hinterlässt. Alfred Siegesmund jedenfalls weiß als versierter Organisator dem durchaus mit einem interessanten Projekt möglicherweise entgegenzusteuern. Noch am Veranstaltungstag des zweiten TrailRUN21 fand ein erstes informelles Gespräch mit dem Berglauf-Weltverband WMRA statt – mit dem Ziel, vielleicht schon in wenigen Jahren eine Langdistanz-Weltmeisterschaft ins Harmersbachtal zu holen. Eines ist gewiss, wenn andere aus vielfältigen Gründen