Der 24jährige vom TV Alzey nutzt die „Straßenform“ für einen neuen Streckenrekord zum Potzberg und entthront Jonas Lehmann, der allerdings vor dem neunten Pfälzer Berglauf-Pokalerfolg steht. Bei den Frauen triumphiert Charlotte Baßler und hat plötzlich reale Chancen auf den Gesamtsieg
Als Leander Fink die letzten Meter hinauf zum Potzberg im rekordverdächtigen Tempo stürmte, da lachte sogar für einige Minuten die Sonne durch den eher ganztags grau verhangenen Himmel. Und der 24jährige Mediziner lachte mit, schließlich hatte er sein Vorhaben mit Bravour umgesetzt. Nämlich den seit 2015 von Jonas Lehmann bei 28:55 Minuten festgeschriebenen Streckenrekord um zwölf Sekunden auf nunmehr 28:43 Minuten. In welch bestechender Form sich Leander aktuell befindet, das verrät auch der Blick auf seine im vergangenen Jahr erzielten 29:04. Die neue Bestmarke gewinnt zudem noch an Wert, denn praktisch vom ersten Meter an war der Brooks-Athlet auf Nimmerwiedersehen an der Spitze des 244 Teilnehmer starken Feldes unterwegs.
Und dieses ist ein weiteres Ausrufezeichen wert, das sogar den Potzberglauf-Chef Rainer Lang euphorisch werden ließ. „Wir haben mit vielleicht 230 Teilnehmern gerechnet, aber diese Zahl hat uns doch wirklich überrascht“, so der Abteilungsleiter der Leichtathleten des TuS Glan-Münchweiler. Verdienter Lohn einer gelungenen Arbeit für einen Berglauf, der bei 8,2 km mit 350 Höhenmetern eher als ein „flacher Berglauf“ zu bezeichnen ist. Mag sein, dass die zugleich ausgetragenen Pfalz-Meisterschaften einen netten Schub bedeuteten, viele jedenfalls gehören zum Stamm der Laufszene, die in treuer Verbundenheit die Bergläufe im Pfälzer Berglauf-Pokal absolvieren. Erfreulich, dass sich aber auch einige Quereinsteiger unter die 244 gemischt hatten – und hoffentlich Spaß am Berglauf gefunden haben.
Doch wieder zurück zu Leander Fink, der überragende Läufer des Tages. „Bei einem Berglauf auf die Uhr zu schauen, das bringt eigentlich wenig. Ich hatte immer eine Streckenlänge von 8,5 km im Kopf und dann beim letzten Anstieg auf die Uhr geschaut und festgestellt, dass es vielleicht doch wieder nicht reichen würde. Als ich aber schon das Ziel an der Turmruine sah, da war ich mir sicher, dass ich diesmal den Rekord von Jonas schaffen würde….!“ Musste aber zugeben, dass er letztlich nicht recht an den Streckenrekord geglaubt habe, da sein Studium der Zahnmedizin in den letzten Wochen schon „sehr anstrengend“ gewesen war. Was ihn jedoch nicht davon abbringen konnte, gleich eine dichte Folge von herausragenden Rennen zu absolvieren.
Und diese hatten es fürwahr in sich. Bei den deutschen 10 km-Meisterschaften in Siegburg rückte er den Hausrekord auf 30:21 Minuten, das erste zählbare Resultat nach einem dreiwöchigen Höhen-Trainingslager in St. Moritz mit dem späteren München-Marathonsieger Gabriel Lautenschlager und dem aufstrebenden Jona Bodirsky. Die nächste „Ernte“ fuhr Leander nämlich schon beim 10 km-Lauf im Rahmen des München-Marathons im internationalen Feld als Vierter mit einer Steigerung auf 30:03 Minuten ein. Der leichte Rückschlag folgte in Valencia auf der Halbmarathonstrecke, wenngleich er mit 1:07:03 Stunden nur eine Viertelminute über seiner persönlichen Bestmarke blieb. „Ich war lange sehr gut unterwegs, am Ende fehlte mir aber etwas die Kraft!“
Doch diese hatte er zweifellos bei seiner „Flugshow“ am Potzberg. Und musste fast eineinhalb Minuten warten, bis der entthronte Streckenrekordler Jonas Lehmann nach 30:13 ins Ziel kam. „Von den Zeiten, die Leander aktuell auf der Straße läuft, bin ich einfach zu weit weg“, lobte der für den TuS 06 Heltersberg laufende Jonas Lehmann den zwölf Jahre jüngeren Tagessieger. Und Leander ergänzte: „Ich konzentriere mich aktuell aber auch auf die Straße!“ Weshalb auch die Wiederholung des 2024 gewonnenen Pfälzer Berglauf-Pokal für ihn außen vor blieb. Anders hingegen Jonas Lehmann, der das direkte Duell mit Lennart Nies (30:30) um den Pokalsieg deutlich für sich entschied – und damit mit höchster Wahrscheinlichkeit beim finalen Wettbewerb in Maikammer zum neunten Mal (!) diese begehrte Trophäe gewinnen wird.
„Mit meinem Lauf bin ich sehr zufrieden“, freute sich Jonas Lehmann im Ziel. „Bis Kilometer sechs war ich mit Lennart gleichauf, bei der kleinen Rampe in Föckelberg konnte ich mich aber absetzen und den Vorsprung bis ins Ziel weiter ausbauen!“ Macht Jonas im kommenden Jahr dann aber auch noch die „zehn“ voll? Auf diese Spekulation wollte sich der 36jährige freilich nicht einlassen: „Erst einmal die neun sichern, dann schauen wir einmal!“
Mit Eric Nies, Christoph Hörger und dem starken M50-Sieger Alexander Barnsteiner auf den Plätzen vier bis sechs platzierten sich durchweg Berglauf-Etablierte, ehe mit dem eigentlichen Biathleten Tobias Reichert ein 23jähriger Quereinsteiger über die Zielmatte lief. Dahinter sicherte sich Jens Becker als Achter die M40.
Für Aufsehen sorgte einmal mehr der erst 17jährige Bjarne Hörter, übrigens der Bruder des Tagesfünften Christoph, mit 39:05 Minuten. Damit hielt er die erfreulich startfreudigen U18-Konkurrenten wie Malte Theiß (40:54) und Leo Lattke (40:54) wie auch den U20-Sieger Florian Kegler 40:55) in Schach.

Während bei den Männern alleine noch Lennart Nies beim Heimspiel in Maikammer nur noch eine theoretische Chance auf den Pokalsieg hat, sieht dies bei den Frauen komplett anders aus. Mit einem final ungefährdeten Sieg schaffte Charlotte Baßler mit ihrer Siegerzeit von 35:41 Minuten eine besondere Situation vor dem Finallauf. Denn die nach wie vor die Gesamtwertung führende Simone Raatz wurde am Potzberg mit 36:54 Minuten zwar Zweite in ihrem vierten Wertungsrennen, wird aber ihre Chance auf ein schnelles Rennen in Maikammer wegen ihrer angeschlagenen Gesundheit nicht mehr wahrnehmen. Damit fehlt der routinierten Mastersläuferin ein mögliches Streichergebnis, das ihre 25 Jahre jüngere Konkurrentin (!) mit einem starken Auftritt durchaus hat. Die Abstände sind frappierend gering, dass Charlotte zwar noch mit 1016 Punkten sieben Zähler hinter der sechsfachen Pokalsiegerin (1023) zurück liegt, diese aber wettmachen und somit zum Pokal greifen kann. „Es ist zwar schade, dass meine Serie nach sechs Jahren reißen dürfte, aber ich kann ja im kommenden Jahr wieder angreifen“, so Simone Raatz.
Die Hoffnungen auf einen Gesamtsieg schiebt Charlotte Baßler jedoch (noch) bewußt weg: „Natürlich habe ich beim Finallauf großen Druck, aber der Gesamtsieg ist mir nicht so wichtig. Ich freue mich, wie auch schon hier am Potzberg, dass es auf Asphalt geht und die Strecke cool ist!“ Überhaupt kann die Mußbacherin auf eine gute Saison blicken, die nun mit ihrer ersten Pfälzer Berglauf-Meisterschaft einen wichtigen Höhepunkt hat.
Mit 38:59 folgte mit Natascha Hartl die nächste Pfälzer Läuferin auf Rang drei, dahinter schon mit Yvonne Manz (40:57) die W50-Siegerin vor Marion Raab (41:30), die ebenfalls der W50 angehört.
Inzwischen stehen bereits die Termine für den Pfälzer Berglauf-Pokal 2026 fest. Fehlen wird dabei allerdings der Rietburg-Berglauf, der nach 29 Jahren nicht mehr durchgeführt werden wird. Somit findet der Berglauf-Pokal künftig mit fünf Veranstaltungen statt, wobei drei in die Wertung kommen werden.