Das 32jährige Tübinger Laufass überzeugt mit starker Sololeistung an der Burg Hohenneuffen und macht sich Hoffnungen auf eine WM-Nominierung, während Karoline Brüstle den Berglauf als gutes Training für die BaWü-Triathlon-Landesliga sieht
Tradition hin und her, bei der Veranstaltergemeinschaft TSV Beuren und TSV Frickenhausen blickt man bodenständig von Jahr zu Jahr. Und die Bilanz fällt gut aus, denn bei einer Veranstaltung ohne Meisterschaftszusatz darf man am Albtrauf der Schwäbischen Alb mit 453 Finishern durchaus zufrieden sein. Bei idealen Laufbedingungen mit 10° zur Startzeit am Bahnhof in Linsenhofen wurden dabei bei der 36. Auflage des Berglaufes zur Burg Hohenneuffen über 9,3 km und +535 m/ – 180 m Höhendifferenz 324 Finisher gezählt. „Wir sind sehr zufrieden“, gesteht Organisator Frank Klass, der übrigens einmal mehr auch als Läufer unterwegs war, „wir wollten auch ohne Meisterschaftszuschlag die 300 Teilnehmer-Marke überspringen – und das ist uns gelungen!“ Natürlich schwärmt man in Beuren und Frickenhausen noch von den Deutschen Meisterschaften 1995, als Thomas Greger und Gudrun de Pay mit 34:49 bzw. 41:01 Streckenrekorde zauberten, an denen sich Jahr für Jahr selbst namhafte Laufcracks die Zähne ausgebissen hatten und eine Rekord-Beteiligung von 725 Finishern brachte, eine Zahl, die unter heutigen Bedingungen deutschlandweit bei einer reinen Berglauf-Veranstaltung nicht mehr zu erreichen sein dürfte.
Doch gehen wir zum Jetzt. Gute Laufbedingungen, ein nach seiner Topform suchender WM-Kandidat namens Dominik Notz, zahlreiche Stammgäste und vor allem auch Quereinsteiger und Ausdauerspezialisten anderer Couleur. Wer allerdings Spannung beim Rennausgang erwartet hatte, der wurde spätestens beim Alten Backhaus in Balzholz eines besseren belehrt. Dominik zog einsam an der Spitze von Kilometer zu Kilometer der vierköpfigen Verfolgergruppe mit Jonas Roth, Tim Zeltner, Benjamin Kehrer und Jakob Weinandy Sekunde um Sekunde davon. Auch die eigentliche Triathletin Karoline Brüstle, die nach „gefühlten zehn Jahren“ wieder einmal zum Hohenneuffen-Berglauf zurückkehrte, hatte bereits reichlich Vorsprung vor Christina Streb und der 2021er Siegerin Romy Spannowsky. Dazwischen versierte Bergläufer wie Andreas Crivellin, Johannes Hasselmann und Andreas Markert, aber auch Einheimische wie Joachim Pfäffle, Christoph Wohlfahrt und Reiner Brandstetter, oder gar „Fremdgänger“ wie der Radsportler Tim Zeltner oder der Triathlet Frank Bock.
Nach der wegen Waldarbeiten verkürzten Strecke im Vorjahr, als Dominik Notz und Corinna Coenning gewannen, konnten die Hohenneuffen-Berglauf-Macher um Frank Klass und Michael Gneiting bei der 36. Auflage wieder auf die Originalstrecken zurückgreifen. Dabei wechseln leichte Bergabstücke mit sanften bis kernigen Anstiegen zum finalen Anstieg auf historischem Pflaster in den Burginnenhof.
Mit 36:37 Minuten lief Dominik Notz eine exzellente Zeit, die zu den besten seit der Kreierung der Meisterschaftsstrecke 1994 zählen. „Dreißig Sekunden wären schon noch drin gewesen. Dies kann ich ja im kommenden Jahr nachholen, vorausgesetzt, die Konkurrenz macht mir ordentlich Druck!“ so der in Stuttgart Biotechnologie studierende Allroundläufer, der 2019 deutscher Vizemeister über die Halbmarathondistanz war, inzwischen aber seine Liebe zu profilierten Landschaftsläufen entdeckt hat. Den Einstieg in die Berglauf-Saison hatte sich der für die LAV Stadtwerke Tübingen startende 32jährige allerdings anders vorgestellt, nämlich schon drei Wochen früher beim Alpine Trail Festival in Innsbruck „Ich habe im linken Beuger eine Zerrung, deshalb wollte ich kein Risiko eingehen. Deshalb ist die Entscheidung für Beuren gefallen, denn die Strecke ist superschön und die Anreise recht kurz!“ Über die Deutschen Meisterschaften am Nebelhorn in Oberstdorf möchte sich Dominik für die WM in Canfranc empfehlen. „Mit Lukas Ehrle und Julian Ott hätten wir sicherlich eine gute Mannschaft, aber dafür muss ich mich erst einmal qualifizieren!“
Fast drei Minuten dauerte es, bis mit Jonas Roth der Zweitplatzierte ins Ziel eintraf. Der 21jährige von der LG Region Karlsruhe konnte sich im Anstieg zum Burgrundweg aus der Verfolgergruppe lösen. Ein Talent ist dem Karlsruher gewiss nicht abzusprechen, schließlich wurde er 2023 BaWü-Meister der U20-Klasse und ist für sein erfolgreiches Team auch über die Halbmarathondistanz deutschlandweit unterwegs. Der eigentliche Radsportler Tim Zeltner konnte sich in der Endphase vom U20-Sieger Jakob Weinandy lösen, die beide mit 39:50 bzw. 39:58 noch unter der 40 Minuten-Marke blieben. Fünfter wurde mit Benjamin Kehrer von der TG Nürtingen der Vorjahresdritte, ehe mit Andreas Crivellin der M45-Sieger folgte.
Triathlon ist die eigentliche Disziplin von Karoline Brüstle. Sie nutze die Gunst der Stunde und sicherte sich bei der 36. Auflage zur Burg Hohenneuffen den Tagessieg nach 47:09 Minuten. „Mit dem Ergebnis bin ich natürlich zufrieden. Ich wollte schauen, wo ich gut mitlaufen kann. Und das ist mir gelungen. Für mich war dies ein gutes Training, jetzt steht aber wieder Triathlon auf dem Programm“, so die in der BaWü-Liga für den TV Mengen startende 34jährige. Von „Kenias Ersatzbank“ (so ihre eher spaßig gemeinte Startgemeinschaft mit Aachener Kommilitonen) auf Rang zwei stürmte Christina Streb nach 48:56 Minuten und hielt dabei auch Romy Spannowsky in Schach, die gerngesehener Stammgast in Beuren ist und als Siegerin 2021 auf einer Alternativstrecke sogar auf dem Stockerlplatz landete. Auch ohne Treppen ist die 18jährige Sarah Seher flott unterwegs, verpasste aber in der Vorbereitung auf den Bad Wildbader Stäffeleslauf, einer Herausforderung mit 1987 Stufen und Steigungen bis 52 %, den sie am kommenden Freitag erneut gewinnen möchte, Rang drei nur knapp.
Natürlich ist auch Christine Sigg-Sohn wieder dabei, die gegen die zumeist weitaus jüngere „Konkurrenz“ als Fünfte mit einer Zielzeit von 52:22 Minuten prächtig mithielt und damit die W55-Masters-Wertung gewann.
Der Hohenneuffen-Berglauf ist natürlich nicht alleine der Lauf von Linsenhofen zur Burg hinauf, sondern auch ein altersgerechtes Laufangebot für Schüler, das 129 Kinder unter tatkräftiger Anfeuerung der betreuenden Lehrer und Eltern wahrnahmen. Den Wettstreit der startfreudigsten Grundschule sicherte sich diesmal die Grundschule Beuren mit 50 Kids vor der zumeist siegreichen Grundschule Neuffen (42).