37. Potzberg-Berglauf

Erneut beeindruckend: Simone und Tim

  • Souveräne Tagessiege für Simone Raatz und Tim Könnel
  • Novum: Nies-Doppelpack mit Lennart und Eric auf den Plätzen zwei und drei
  • Und siehe da: Nach Babypause kehrt Michaela Schmeer (Schedler) zurück in die Laufszene und wird Zweite vor Marion Raab
  • Unerwartet gute Resonanz beim Berglauf-Pokal-Finale in Gimsbach
  • Vierter Berglauf-Pokal-Gewinn für Simone Raatz – für Tim Könnel nach mehrmaligen Anläufen der erste Pokal-Erfolg
  • Pfälzer Berglauf-Pokal kehrt 2023 mit sechs Wertungsläufen zurück

Henning Schneehage, der Verantwortliche für den Pfälzer Berglauf-Pokal, machte es bei der Siegerehrung in der Glantalschule in Glan-Münchweiler kurz und bündig: „Wir haben mit Simone Raatz und Tim Könnel zwei Ausnahmeläufer als verdiente Pokalsieger 2022!“ Und der Beifall der zahlreichen Läufer samt Begleitung war beiden sicher, die mit deutlichem Vorsprung die von der Landesregierung von Rheinland-Pfalz gestifteten Pokale in Empfang nehmen durften. Während Tim nach der jahrelangen Dominanz von Jonas Lehmann endlich einmal „dran“ war und mit dem Pokalgewinn mit 1207 Punkten (und 75 Punkten Vorsprung) eine Premiere feiern durfte, holte Simone nun bereits zum vierten Mal in Folge den Pokal der Gesamtwertung. Die für den ASC Darmstadt startende Karlsruherin holte als Vierte (!) aller gewerteten Läufer 1013 Punkte und damit fast zweihundert Punkte mehr als die zweitplatzierte Marion Raab.

„Nach mehreren Anläufen hat es endlich geklappt“, freute sich Tim Könnel auf den Gesamtsieg. „Ich kam bislang niemals auf die nötige Anzahl der für die Gesamtwertung erforderlichen Läufe, weil entweder Schichtdienst oder wichtige Straßen- bzw. Crossläufe anstanden“, führt der HNO-Arzt zur Erklärung aus. Natürlich fehlte aber auch die Konstanz, die den bis 2019 die pfälzische Berglaufszene dominierenden Jonas Lehmann bei seinen unzähligen Siegen mit acht Pokalgewinnen (seit 2012) über die Jahre hinweg auszeichnete. Wie Tim Könnel ist auch Simone Raatz eine Allroundläuferin, die allerdings die Bergläufe in der Pfalz fest im Terminkalender eingetragen hat. „Neben den Meisterschaften im Cross, auf der Straße und am Berg ist das nicht immer leicht, alles unter einen Hut zu bringen“, gesteht die Masters-Berglauf-Weltmeisterin 2021 und Dritte der Frauen-Berglauf-Meisterschaften 2022. „Ich komme einfach sehr gerne in die Pfalz, nicht zuletzt, weil es immer sehr schöne Preise gibt!“ lacht die 46jährige und blickt auf das ihr gerade überreichte Weinpräsent.

Während Simone alle fünf für die Wertung in frage kommenden Bergläufe absolvierte – und mit jeweils Tagessiegen abschloss, musste Tim nach seinem Startverzicht im Landstuhl alle anderen Wettbewerbe in Steinbach, Edenkoben, Bad Dürkheim und nun Gimsbach bestreiten, denn nach den Ausfällen des Rockie-Mountain-Run und des Kalmit-Berglaufes in Maikammer galt heuer der Modus mit vier von fünf Läufen für die Eingliederung in die Gesamtwertung. Dies wäre fast dem final zweitplatzierten Lennart Nies zum Verhängnis geworden, denn in Bad Dürkheim verpasste der Ludwigshafener wegen verkehrstechnischer Probleme den Start, mußte dem Feld hinterherlaufen, um letztlich als Fünfter der Tageswertung noch ein zählbares Resultat zu erzielen. Doch auch mit dreißig Punkten mehr auf der Habenseite wäre ein in diesem Jahr in allen Belangen überlegener Tim Können nicht zu bezwingen gewesen. Mit 1132 Punkte wurde Lennart Zweiter vor Gunnar Baar, der wegen einer falschen Wegstrecke in Bad Dürkheim aus der Wertung genommen werden – und wie Tim auf den finalen Potzberg-Berglauf setzen musste. Der M40-Mastersläufer aus Mutterstadt holte 1065 Punkte und verwies Matthias Drabold vom LC Haßloch (1008) auf den vierten Rang.

Dieser gehört allerdings in einer Overall-Gesamtliste der mit überragenden Läufen den Pfälzer Berglauf-Pokal dominierenden Simone Raatz, die 1013 Punkte schaffte und am Potzberg ihr zweitbestes Punkteergebnis der diesjährigen Serie einbrachte. Marion Raab (VT Contwig) wurde mit 816 Punkten Zweite vor Teunie Mosterd, die für den Laufladen Kaiserslautern startete und auf 672 Punkte kam. Enttäuschend die nur 39 Läufer in der Gesamtwertung des Pfälzer Berglauf-Pokals. „Ich hoffe natürlich auf ein deutlich besseres Jahr 2023“, gibt sich Henning Schneehage optimistisch.

Natürlich gilt nun aber der Blick auf die Tageswertung beim 37. Potzberg-Berglauf, der sehr zur Freude der Macher beim TuS Glan-Münchweiler mit 142 Finishern mit einer überraschend starken Resonanz aufwarten konnte. Guter Andrang herrschte am Nachmeldeschalter im Dorfgemeinschftshaus in Gimsbach, denn im Vorfeld lag man noch deutlich „unter Hundert“. Im Starterfeld auch einige „Neulinge“ in Sachen Berglauf 2022, darunter auch Michaela Schmeer, die in der nationalen Laufszene natürlich unter ihrem Mädchennamen Schedler über Jahre hinweg ein fester Begriff war. Mit dem zweijährigen Sohn Lukas auf dem Arm zeigte sich die Ex-Marathonläuferin wieder optimistisch, auch wieder regelmäßig bei Läufen zu starten. „Vielleicht auch ein Marathon, wenn, dann aber ein Landschaftsmarathon wie der Jungfrau-Marathon. Das würde mich schon reizen“ und blickt zu ihrem Ehemann, der vor wenigen Wochen noch beim Berlin-Marathon unterwegs war.

Und Michaela Schmeer kehrte auf den 8,2 km mit 350 Höhenmetern zum Potzbergturm dorthin zurück, wo sie noch vor der Geburt ihres Sohnes einmal stand – nämlich in der Spitze des Frauenfeldes. „Ich bin inzwischen auch W40“, wehrte sie zunächst einmal ab, blickte dann aber auf die sechs Jahre ältere Simone Raatz und musste neidlos zugeben: „Simone läuft in einer anderen Liga!“ Während Simone ihre 2019 aufgestellte Bestmarke mit einer diesjährigen Endzeit von 34:44 Minuten sogar noch um zehn Sekunden unterbot, lief Michaela als Zweite in 38:49 Minuten mit einem Lächeln ins Ziel. Das Nachsehen hatte einmal mehr Marion Raab, die mit 40:19 Minuten Dritte wurde und dabei keineswegs enttäuscht war. „Simones Leistungen sind für mich eher ein Anreiz und keineswegs Frust, denn ich weiß, dass zwischen uns ‚Welten‘ liegen!“ Und tröstet sich mit dem Gedanken, dass sie in zwei Jahren in der W50 laufen kann und dann nicht mit ihrer Konkurrentin in jeder Masterswertung zusammentreffen „muss“. Marion läuft übrigens schon seit dreißig Jahren, trainiert alleine drei- bis viermal in der Woche und freut sich auf die Pfälzer Berge. „Ich denke, mir liegen die Läufe mit mittlerer Höhe. Wir sind zwar im Urlaub oftmals in den Alpen, aber nur zum Wandern. An Wettkämpfen in der Alpenregion bin ich noch nie gestartet!“

Eine Berg- und Straßenorientierung – das bedeutet für Tim Könnel eine abwechslungsreiche Mischung. Eigentlich müsste deshalb die Streckenführung beim Potzberg-Berglauf die Ideallösung sein, denn der eher moderat ansteigende Lauf von Gimsbach über Neunkirchen und Föckelberg zum Potzbergturm ist durchgängig asphaltiert und lässt schnelles Laufen zu. Mit 29:37 Minuten lief Tim freilich eine Spitzenzeit, die allerdings deutlich hinter seinem zuletzt 2019 erzielten Resultat liegt. „Wenn man alleine läuft, dann ist es schwer, einen 3:30er Kilometerschnitt zu laufen“, nimmt’s Tim Könnel allerdings gelassen. Sein Vorsprung auf Lennart Nies war beträchtlich mit 1:40 Minuten. Dieser wehrte allerdings schon am Start ab, als ernsthafter Konkurrent zu Tim Könnel zu starten. „Ich habe Patellarsehnenprobleme und muss deshalb vorsichtig laufen“ und gab zudem zu, dass er wegen dieser Probleme sogar auf den Start beim New York-Marathon verzichten musste. „Dann plane ich diesen 2023 ein!“

Am Potzbergturm hieß es diesmal allerdings: Ein Nies kommt nicht alleine! Denn Eric (Lennart: Wir sind weitläufig verwandt!“) holte sich überraschend Rang drei nach 31:53 Minuten und lag damit vor Max Kries (32:01), Jens Becker (32:42) und M40-Sieger Gunnar Baar (33:34). Gunnar lief dabei erneut mit Marko Martin zusammen, den beiden in Bad Dürkheim das Mißgeschick mit einer kleinen Abkürzung passierte und sie deshalb aus der Wertung genommen werden mussten. Marko holte sich den Sieg in der M45-Kategorie, fiel aber wegen des nicht gewerteten Laufes in Bad Dürkheim aus der Pokalwertung heraus.

In dichter Folge kamen mit Frank Mörschel (36:46), Joachim Transier (36:58) und Andy Tindall (37:01) die Masterssieger der M50, M55 und M60 ins Ziel, Frank und Andy sicherten sich zudem auch die Pokalwertung. Die weiteste Anreise der Pokalwertung dürfte dabei stets der M60-Zweite Dierk Stenzel auf sich genommen haben, der jeweils aus Berlin-Schöneberg in die Pfalz angereist war. Wenn das keine Auszeichnung wert ist, spricht freilich auch für die Attraktivität der Pfälzer Berglaufserie!