Bernhard Eggenschwiler im Ziel. Foto: Wilfried Raatz/ wus-media

34. Swissalpine Davos/ St. Moritz

Eggenschwiler stürzt Vorjahressieger Castanyer

Stephan Wenk gewinnt K43 vor dem starken Bulgaren Shaban Mustafa – OL-Weltmeisterin Judith Wyder Erste von Klosters nach Davos – Swissalpine beklagt Läuferschwund und setzt auf das neue Konzept mit Davos als Drehscheibe des „neuen“ Swissalpine 2020

Stephan Wenk (Nr. 4).
Foto: Wilfried Raatz/ wus-media

Im Ziel des altehrwürdigen Davoser Sportzentrums steht Stephan Wenk als Sieger des K43 Rede und Antwort, als der Swissalpine-Moderator den Wechsel an der Spitze des in früher Morgenstunde in St. Moritz gestarteten T88 des zuletzt zweimal erfolgreichen Spaniers Tofol Castanyer zum Schweizer Bernhard Eggenschwiler verkündeten. Und damit sind bereits die Protagonisten der 34. Auflage des Swissalpine in der Landschaft Davos genannt, die mit 2800 Meldungen über alle Wettbewerbe hinweg allerdings einen weiteren Rückgang zu verzeichnen hatte. Ein neu gebildetes Organisationsteam um den 2020 amtierenden OK-Präsidenten Gian Gilli, dem 34 Jahre als Präsident agierenden Eventgründer Andrea Tuffli und der siebenfachen Swissalpine-Gewinnerin Jasmin Nunige wollen mit einer klaren Stärkung für Davos als alleinige Drehscheibe des Swissalpine und dem neuen Königswettbewerb K70 für den Umschwung sorgen.

Noch bis Bergün war keineswegs davon auszugehen, dass der T88 mit Start in St. Moritz und dem Ziel in Davos über 84,9 km und +3640 m/-3877 Höhenmeter eine dramatische Wende erfahren würde. Denn bis dahin führte mit Tofol Castanyer ein auf der Ferieninsel Mallorca lebender Trailspezialist, der den letzten K78 im Jahr 2017 und die T88-Premiere im Vorjahr mit beeindruckendem Vorsprung gewinnen konnte. Doch der verbleibende 46 km lange Weg über die Keschhütte und den Sertigpass sollte dramatische Züge zeigen, denn aus dem Vorsprung von starken 17 Minuten vor dem ersten Verfolger Bernhard Eggenschwiler wurde bei Hagel und strömendem Regen bis zur Keschhütte auf 2625 m ein zweiminütiger Rückstand, der sich in der weiteren Folge weiter mehrte – im Ziel hatte Eggenschwiler bei einer Siegerzeit von 9:02:07 Stunden satte zehn Minuten Vorsprung auf Castanyer. „Diese Temperaturen bin ich nicht gewohnt, schließlich komme ich aus Mallorca“, zeigte sich dieser wenig gesprächsbereit. Dafür jubelte ausgelassen der 34jährige Bernhard Eggenschwiler, der vor Wochenfrist schon den Prolog über 43 km in Samedan gewonnen hatte und mit diesem Erfolg nun partout nicht rechnen konnte. „Die Zwischenphase zwischen den beiden Rennen ist wie ein Lottospiel, ich glaube aber, dass ich die Woche mit Sauna, wenigen Rad- und Laufeinheiten optimal genutzt habe. Ich kann mich dabei auf mein Körpergefühl verlassen!“ Und der Finanzchef einer mittelständigen Firma sieht in den Distanzen jenseits der Marathondistanz und den Steigungen und Gefällstücken seine Stärke. Der T88-Sieg ist sicherlich einer der Höhepunkte in der läuferischen Karriere des Bernhard Eggenschwiler, der noch in Bergün vom Streckensprecher als Spanier angekündigt wurde. Das sollte sich mit diesem feinen Sieg sicherlich nun in der Landschaft Davos ändern…  

Stephan Wenk ist hingegen schon ein Begriff, denn der 37jährige aus Uster ist ein Stammgast bei den angesagten Rennen der Schweiz, darunter aber auch schon ein Marathonsieg in Davos (2017). Vom Start weg führte der vor vier Wochen seine Ostheopathie-Prüfungen erfolgreich abgeschlossene Wenk, zunächst noch mit dem bulgarischen LGT- und Jungfrau-Marathon-Sieger Shaban Mustafa und dem als Staffelläufer eingesetzten jungen Sven Thalmann. Spätestens nach 11 km in Dürrboden auf 1800 m Höhe war jedoch Stephan Wenk alleine in Front – im Kampf gegen Hagel und starkem Regen.   Und meisterte diesen mit Bravour und Können. Ins Ziel lief Stephan Wenk im Sonnenschein nach 3:18:10 Stunden für die 42,7 km und 1424 Höhenmetern und einem Vorsprung auf Shaban Mustafa von fünf Minuten. „Sierre-Zinal und dann vielleicht noch den Jungfrau-Marathon“, benennt der K43- Sieger die weiteren Saisonziele, „schließlich habe ich ja auch spät in die Saison gestartet!“

Gabriel Lombriser wurde Dritter in 3:40:27 und wurde freudig von seiner Ehefrau Judith Wyder empfangen, die zuvor den K23 von Klosters nach Davos mit sieben Minuten Vorsprung gewonnen hatte. „Es lief gut, auch wenn ich noch etwas Muskel- und Rückenschmerzen vom letzten Sonntag habe…“, gestand die mehrfache OL-Welt- und Europameisterin und bezog ihre Beschwerden auf die langen >Bergabpassagen bei ihrem großartigen Sieg beim 22 km langen DoloMyths Run Skyrace im italienischen Canazei, wo sie unter anderem auch die Berglauf-Europameisterin Maude Mathys um gleich fünf Minuten distanzieren konnte.