30. Hohenneuffen-Berglauf Beuren

Yossief Tekle baut Siegesserie aus

  • Der gebürtige Eritreer im Trikot der LG Reischenau-Zusamtal gewinnt zum vierten Mal
  • Monika Pletzer setzt sich erneut beim Heimspiel durch
  • BaWü-Meisterschaften sorgen für kräftigen Teilnehmerzuspruch: Über 650 Finisher beim Jubiläumslauf am Hohenneuffen
  • Daniel Noll und Monika Pletzer sichern sich die Landestitel

Eitel Sonnenschein beim TSV Beuren! Zum 30. Jubiläum des Hohenneuffen-Berglaufes standen so viele Teilnehmer in Linsenhofen an der Startlinie wie selten bislang bei der Traditionsveranstaltung am Rand der Schwäbischen Alb, nicht zuletzt dank der Integrierung der Meisterschaften von Baden-Württemberg. Organisator Frank Klaas durfte letztlich mit dieser Resonanz überaus zufrieden sein – und nach gewiss nervenaufreibender Vorarbeit selbst die Laufschuhe schnüren. Als 41. der 501 Finisher über die 9,3 km lange Distanz mit einer Höhendifferenz von +535 m/-180 m nahm er selbst die finale Streckenkontrolle vor und konnte sich ein eindrucksvolles Bild der Leistungsfähigkeit seines Teams machen. Und mit Stolz die Siegerehrung in der Turn- und Festhalle in Beuren mitgestalten. 

Ungeteilten Beifall gab es vor allem für Yossief Tekle, den mit nunmehr vier Erfolgen überzeugenden Seriensieger des Laufklassikers im Trikot der LG Reischenau-Zusamtal. „Ich freue mich, dass ich das Niveau in den vier Jahren halten konnte“, zeigte sich der gebürtige Eritreer nach seinem weitgehenden Alleingang zufrieden. Noch am Samstagabend stand er als Auszubildender bei einem Sportfachgeschäft in Augsburg im Verkaufsbereich. „Die Nacht war natürlich sehr kurz“, gestand der frühere U20-Berglauf-Vizeweltmeister, „denn im Bett war ich auch erst gegen Mitternacht!“ Doch selbst nach wenig Schlaf war Yossief Tekle derart gut ausgeschlafen, dass er nach einem kurzen Intermezzo mit Daniel Noll das Rennen von der Spitze weg gestalten konnte. Mit 37:25 Minuten war er natürlich klarer Tagesbester, seine 2015 aufgestellte Bestmarke von 36:03 Minuten spielte diesmal keine Rolle. Auch nicht der Streckenrekord, den Thomas Greger beim Titelgewinn als Deutscher Meister 1995 mit 34:49 Minuten aufgestellt hatte. Der inzwischen 26 Jahre alte Schützling von Betreuer Franz Herzgesell hat längst einen Traum, für den es sich lohnt, konzentriert weiterhin Leistungssport neben Ausbildung und Schule zu betreiben: „Ich möchte gerne einmal international laufen!“ Doch hier steht eine massive Hürde im Weg, denn dazu muss er die deutsche Staatsbürgerschaft haben, um ins Ausland reisen zu können. Doch diese ist immer noch nicht in greifbarer Nähe – trotz (ausreichend) langer Wartezeit.

Es dauerte schon neunzig Sekunden, bis mit Daniel Noll der erste Verfolger im Ziel auf der Burg Hohenneuffen eintraf. „Gegen Yossief hatte ich natürlich keine Chance. Am Skihang war ich nach dem flotten Beginn am Limit. Es ist natürlich schon eine komische Situation, nach vorne ist nichts mehr auszurichten und die Konkurrenz hinter mir war auch nicht in greifbarer Nähe. Dann läufst du einfach das Rennen zu Ende. Ich bin froh, dass ich wie vor zwei Jahren wiederum Landesmeister werden konnte, das war letztlich auch mein Ziel!“ Der 32jährige im Controlling im Pressehaus Stuttgart hat praktisch für die Saison 2018 schon seine wichtigen Stationen erreicht, „In Kandel habe ich eine 68er Zeit über Halbmarathon geschafft und jetzt die Berglaufmeisterschaft! Schade, dass wir aus Verletzungsgründen keine Mannschaft am Start hatten!“ Was in der zweiten Saisonhälfte noch folgen wird, da ist sich der Läufer des TSV Glems noch unschlüssig. „Beim Stuttgart-Lauf starte ich über Halbmarathon, einen 10er in Tübingen, dann vielleicht den einen oder anderen Trail und im Herbst muss ich einmal schauen…!“ 

Maximilian von Lippe, zuletzt als Sieger beim Hundseck-Berglauf in Bühlertal aufgefallen, holte sich Rang drei und damit die Vizemeisterschaft vor Lukas Steier, mit dem er sich lange Zeit ein interessantes Duell geliefert hatte. Auf den Plätzen 5 und 6 folgten mit Heiko Schneider und Günter Seibold die Masterssieger der M45- und M50-Kategorien. Mit Alessandro Callerone lief auf Rang sieben ein fleißiger Stammgast in den Burghof ein, der damit dem Sparda-Team Rechberghausen den Mannschaftstitel vor der LG Steinlach-Zollern und dem TSV Riedlingen sichern konnte.  „Mit Rang zwei haben wir nicht wirklich gerechnet“, freute sich Johannes Köhnlein, der übrigens wie Lukas Steier als U20-Läufer zur deutschen Nationalmannschaft im Berglauf gehörte – und inzwischen als Pfarrer in Ulm arbeitet.

Schnellste Läuferin war einmal mehr die aus Frickenhausen stammende Monika Pletzer, inzwischen für die LG Filder startberechtigt. Die 33jährige gewann mit 47:22 Minuten den Landestitel – und nach 2015 und 2017 bereits zum dritten Mal an ihrem Hausberg. Wie auch bei Yossief Tekle betrug ihr Vorsprung zur Konkurrenz neunzig Sekunden. Für Christine Sigg-Sohn ist dies freilich eine überzeugende Platzierung, schließlich gehört die Esslingerin bereits der W50 an. Und damit sind wir bereits bei den Masters-Läuferinnen, die auch im weiteren Feld den Ton angaben. Dritte wurde die W40-Siegerin Sonja Huber vor der W45-Siegerin Martina Kugele – und der W55-Siegerin Marie-Luise Heilig-Duventäster. „Oh, ich bin noch ganz schön platt“, gestand „Mary“ im Ziel, schließlich wurde sie vor Wochenfrist gerade erst im slowenischen Zelezniki Weltmeisterin im Berglauf. „Wir hatten ganz starke Konkurrenz. In unserem Alter erholst du dich auch nicht mehr so schnell, das braucht alles seine Zeit!“ Marie-Luise Heilig-Duventäster hat nach einer Knie-Operation ihr Training umgestellt und ist ausschließlich nur noch am Berg anzutreffen. „Da fühle ich mich am besten!“ Beleg sind die überragenden Erfolge bei Berglauf-Weltmeisterschaften, seit 2011 in Paluzza ist dies aktuell ihr fünfter WM-Titel.

Unweigerlich fällt natürlich bei den Frauen auch ein Blick auf Gundrun Schmidgall, die als Gudrun de Pay seit 1995 die Streckenrekordmarke mit 41:01 Minuten hält. „Ja, das sind jetzt schon 23 Jahre!“ gestand sie vor dem Start. „Natürlich komme ich gerne wieder nach Beuren zurück, auch wenn es natürlich nicht ganz so schnell geht!“ Mit 53:50 Minuten lief sie auf Rang elf der Frauen-Gesamtwertung und wurde zudem in der W55-Kategorie Zweite – hinter eben einer Marie- Luise Heilig-Duventäster.